Gründonnerstag C 2019
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Gründonnerstag 2019 C

Messtexte | Word-Dokument

Wenn sie bei dieser hl. Messe beim wichtigsten Augenblick, bei der hl. Wandlung genau hinhören, dann fällt ihnen etwas auf. Der Priester spricht, falls ich es nicht vergesse, den Einschub: „Das ist heute.“ Ja, heute ist der Gründonnerstag, an dem Jesus das letzte Abendmahl mit seinen Jüngern gefeiert hat. Heute hat er das Sakrament der Eucharistie eingesetzt, das Sakrament der Liebe und der Hingabe.

Wir wollen uns zurückversetzen in diesen Abendmahlssaal. Was ist da genau geschehen? Was hat Jesus für wichtige und entscheidende Worte gesprochen? Er feierte mit seinen Aposteln das Paschamahl. Es war die Erinnerung an die Befreiung aus der Sklavenschaft in Ägypten. Damals wurde ein fehlerfreies Lamm geschlachtet und die Türen mit diesem Blut bestrichen, damit der Todesengel an ihren Häusern vorübergeht. Alle Erstgeburt der Ägypter wurde in dieser Nacht getötet. Die Juden erinnerten sich an diesem Tag und mit diesem Mahl, dass damals Gott mit ihnen war und dass er sie befreite aus der Sklaverei des Pharao.

Jesus ist nun das unschuldige Paschalamm, das geschlachtet wird am Kreuz. Er ist das Lamm Gottes, das die Sünden hinweg nimmt. Er ist das Lamm Gottes, das uns befreit aus der Sklavenschaft der Sünde. Bei jeder hl. Messe feiern wir dieses Geheimnis. Bei jeder hl. Messe denken wir daran, dass Jesus am Gründonnerstag Brot und Wein nahm und sagte: Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. Das ist mein Blut, das für euch vergossen wird. Tut dies zu meinem Gedächtnis. Mit diesem Wort wird deutlich, dass er genau wusste, er wird am nächsten Tag sterben, er wird sein Blut vergießen, er wird seinen Leib hingeben, zur Vergebung der Sünden, um die Menschheit zu erlösen. Wir dürfen bei jeder hl. Messe diesem Geschehen beiwohnen. Es wird auf unblutige Weise gegenwärtig gesetzt.

Vorher hat er ihnen die Füße gewaschen. Jesus reinigt den Aposteln die Füße und gibt damit auch ein Zeichen, dass sein Liebesdienst, bzw. seine Hingabe uns von unseren Sünden reinigen wird. Ich habe euch ein Zeichen gegeben; ein Zeichen der Hingabe und der Demut. Es erinnert an seinen Hinweis: Wer der Größte sein will, der soll der Diener aller sein.

Halten wir uns diese Situation, dieses Geschehen noch einmal Augen. Welche ein Geschehen! Der Sohn Gottes kniet sich vor sterblichen Menschen hin, vor arme, kleine, gewöhnliche Menschen und wäscht ihnen die Füße. Welche Verdemütigung!  Dem Petrus ist es zuviel. Er will es nicht dulden, dass sein Meister sich so tief vor ihm erniedrigt. Wir kennen den kurzen Dialog zwischen Jesus und Petrus. Wie oft wird sich Petrus noch an dies später erinnert haben. Aber bedenken wir noch etwas. Judas war auch dabei. Ihm hat er auch die Füße gewaschen. Ihm hat er auch diese Liebe erwiesen, und trotzdem bleibt dieser kalt und herzlos. Alle Versuche ihn zu rehabilitieren auch mit dem gnostischen Judasevangelium aus dem 4. oder 5. Jahrhundert schlagen fehl. Es bleiben die Worte Jesu. „Ihr seid rein, aber nicht alle!“

Jesus hat mit der Fußwaschung ein Beispiel gegeben: einen Akt größter Demut gesetzt. Wie oft fällt uns die Demut schwer! Aber Demut ist Wahrheit und Hochmut ist Lüge und ist Irrtum. Folgen wir dem Heiland demütig auf seinem Weg.

Heute wollen wir nach der hl. Messe, wenn wir das Allerheiligste zu rechten Seitenkapelle bringen, mit Jesus mitgehen und die Worte „Konntet ihr nicht einmal 1 Stunde mit mir wachen.“ ernst nehmen. Wir wollen uns mit seinem Leiden am Ölberg verbinden und ihn heute nicht allein lassen. Damals schliefen die Jünger ein. Heute wollen wir demütig mit ihm beten: Vater, nicht mein Wille geschehe, sondern der deine. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024