Hochfest der Gottesmutter 2019
www. Predigtdienst.net
Die katholische Predigtsammlung von Pfarrer Poschenrieder
Navigation

Hochfest der Gottesmutter 2019 C

Messtexte | Word-Dokument

Das erste Kalenderblatt mit der roten Eins ist heute zu sehen. Das neue Jahr ist da. Das alte ist vorbei. Es ist weggeschossen worden mit vielen Raketen und mit viel Lärm. Es war eine lange Zeit, die heute Vergangenheit ist. Es ist eine Zeit, die immer schneller vergeht, je älter man wird. Wenn ich nachrechne: Ein Jahr hat 365 Tage oder 8.760 Stunden oder exakt 525.600 Minuten. Die Sekunden schenke ich mir. Vielleicht hängen einige noch am Kalenderblatt 31. Dezember 2018. Gestern haben viele zurückgeblickt. Was nehmen wir mit in das neue Jahr? Was möchten wir auf jeden Fall zurücklassen? Was werden wir behalten?

Ähnlich schaute Maria zurück. Mit der Geburt ihres Sohnes hat in ihrem Leben etwas ganz neu angefangen. Trotzdem blickte sie zurück und „bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen.“ Nichts von Betlehem, von allem was passiert ist, sollte ihr verloren gehen. Die neun Monate ihres Lebens, in denen sie sich intensiv auf die Geburt des Gottessohnes vorbereitet hat, sind vorbei. Seitdem der Bote Gottes ihr die Geburt eines Sohnes verheißen hatte, war nun fast ein Jahr vergangen. Vielleicht war es bei ihr auch so in diesen ersten Tagen nach der Geburt, dass sie so das Kind betrachtete und noch einmal alles durchging, was in diesem Jahr geschehen war. Wie war es zum Beispiel, als sie ihre Verwandte Elisabet besucht hatte? Was empfand sie, als ihr Mann Josef sie entlassen wollte? Maria erwägt es in ihrem Herzen, bevor sie mit ihrem Neugeborenen in die gemeinsame Zukunft geht. Gerade heute am Beginn eines neuen Jahres ist es selbstverständlich, das „Gestern“ nicht zu vergessen. Nur mit der Geschichte der vergangenen 525.600 Minuten werden wir dem Kommenden gerecht.

Zu Neujahr schauen wir nach vorne. Allzu gerne möchten wir wissen, was uns das Jahr 2019 bringen wird. Dabei ist ein Blick in die Zukunft unmöglich. Wir müssen uns damit begnügen, von Minute zu Minute zu leben. Das neue Jahr ist, wie das alte, eine Ansammlung von Kalenderblättern, hinter der sich viel Zeit versteckt. Woche folgt auf Woche, Tag auf Tag, Stunde auf Stunde und Minute auf Minute. Wenn ich den Neujahrstag 2020 erleben werde, habe ich wieder 525.600 Minuten. Jede einzelne Minute wird ausgefüllt sein.

Am Anfang des Jahres steht ein riesiges Geschenk, diese kostbare Zeit. Ich habe bis zum 1. Januar 2020 mehr als eine halbe Million Minuten auf dem Konto. Selbstverständlich ist nur ein Teil der Zeit frei verfügbar. Das Neue Jahr 2019 schenkt uns aber doch eine Menge Zeit.

Wir sollen diese Zeit sinnvoll nützen. Oftmals haben wir den Eindruck, mit der Zeit falsch umzugehen. Sie wird uns oft wieder viel zu schnell vergehen, oft wird sie uns wieder fehlen. „Ich habe keine Zeit dafür.“, werden wir oft bestimmte Leute abwimmeln, manchmal abwimmeln müssen und wir werden uns über die fehlende Zeit beklagen. Wir werden aber 2019 genauso wenig, bzw. genauso viel Zeit haben wie 2018.

Von Maria können wir heute in den ersten Stunden der neu geschenkten Zeit folgendes lernen. Von ihr haben wir gehört: Sie bewahrt alles. Ihre bewahrende Haltung wünsche ich mir für das neue Jahr. Was bewahrt wird, ist wahr. Wenn ich bewusst Minute um Minute durchlebe, bewahre ich sie. Dann denke ich über sie nach und habe sie im Herzen. In den letzten Minuten des Jahres 2019 werde ich merken, wie wertvoll das Geschenk dieser 525.600 Minuten war.

Fangen wir heute an, jede einzelne Minute des neuen Jahres zu bewahren. Vertreiben wir keine Minuten. Schenken wir uns bewusst täglich einige Zeit, ein paar von diesen vielen Minuten, die uns Gott schenkt, um zu beten und nachzudenken. Solche Minuten sind wichtige Zeiten des Gebets. Wir wollen sie Gott dadurch zurückschenken und das ist die wertvollste Zeit gewesen: eine Zeit, die wir nie bereuen werden.

Wenn Sie jeden Tag von den 525.600 Minuten zehn Minuten lang beten, verwenden Sie dafür 3.650 Minuten im Jahr. Ihnen bleiben immer noch mehr als eine halbe Million Minuten. Was ist das für eine Zeit!

Wer betet, denkt über alles nach. Beten Sie jeden Tag und bewahren Sie diese Zeit! Bewahren sie alle Geheimnisse Gottes, alle Gnaden Gottes, wie Maria in ihrem Herzen! Auf diese Weise geht uns kein Kalenderblatt verloren und der Segen Gottes wird sie jeden Tag erreichen. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024