8. Sonntag im Jahreskreis 2019 C
Messtexte | Word-Dokument
Das heutige Evangelium besteht aus drei Teilen.
1. „Wie kann ein Blinder einen Blinden führen?“ Ein Blinder, der einen Blinden führt, wird nicht an das Ziel kommen. Sie werden gemeinsam in eine Grube fallen. Keiner, dem eine Führungsaufgabe übertragen ist, darf also blind sein, sonst gibt es ein Unglück. Das betrifft besonders auch den Priester. Das heißt, der Priester muss ein Sehender sein. Wann aber ist der Priester ein Sehender? Es damit nicht das Sehen mit dem Organ Auge gemeint. Theoretisch könnte ein blinder Priester einen anderen spirituell gut führen. Es bedeutet aber auch nicht nur, dass der Priester recht gescheit sein muss, dass der Priester sehr intelligent ist, oder dass er ein Seelenführer in dem Sinn, dass er die entsprechenden Bücher gelesen hat und auswendig kann. Der Priester ist ein Sehender in erster Linie, wenn er gerade diese Forderungen Jesu, die uns in der Bergpredigt überliefert sind, versucht zu halten und zu leben: Wir haben letzten Sonntag von der Feindesliebe gehört! Er muss die Gottes- und Nächstenliebe leben, nach der Reinheit des Herzens streben, die Gebote halten, usw. Wenn er das tut, dann ist er ein Vorbild, ein Sehender und kann die Menschen führen, denn dann kann er auch am besten das Wahre vom Falschen unterscheiden. Dann ist er im Stand der Gnade, Gott kann in ihm wirken, und er kann mit Hilfe Gottes am besten das Gute vom Bösen unterscheiden.
2. „Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, den Balken im eigenen Auge bemerkst du nicht?“ Den Splitter im Auge unseres Nächsten sehen wir oft sehr gut. Das ist eine alte Erfahrung. Wir betrachten lieber die Sünden der anderen. Wir haben eine besondere Fähigkeit, diese Sünden der anderen zu entdecken. Uns fehlt aber oft die Sicht, die eigenen Sünden zu erkennen. Diese sind für uns oft unsichtbar. Die fremden Fehler sehen wir aber sehr wohl. Hier können wir befriedigt feststellen, dass wir sie nicht begangen haben. Für die eigenen Fehler aber finden wir immer wieder eine Entschuldigung, sodass wir uns zu guter Letzt oft für besser halten als die anderen. Welche Gründe die Sünde des Anderen hat, überlegen wir nicht. Dann würden wir den Splitter im Auge des Bruders nicht mehr so schlimm einstufen, sondern über so manche Schwachstelle großzügiger hinwegsehen. Wir müssen in einen Spiegel schauen, dann sehen wir uns selbst. Bei einem normalen Spiegel sehen wir bei uns das Äußere. Wenn wir in einen Gewissenspiegel schauen, werden wir unsere Sünden entdecken und merken, dass in unserem Auge vielleicht doch ein Balken ist, d.h. dass in unserer Seele vielleicht doch auch eine schwere Sünde ist.
3. „Ein guter Baum bringt gute Früchte.“ Dieses Wort vom guten Baum, der gute Früchte bringt, ist natürlich für unsere Zeit ein Fingerzeig auf eine blutende Wunde. Wo sind die Früchte? Ein Spiegel wird uns vorgehalten, dass auch in der Kirche viele Sünden geschehen, dass viele Früchte schlecht sind. Und wo sind die guten Früchte unserer Arbeit? Wo sind die Früchte der katholischen Kirche? Es gibt sie anscheinend nicht! Ist der Baum nicht gut? Wir sehen so viele faule Früchte! Müssen wir uns nicht fragen, haben wir Jahrzehnte etwas falsch gemacht? Aber was haben wir wirklich falsch gemacht? Viele meinen, die Lehre muss sich ändern! Aber gerade die Lehre ist doch klar und deutlich. Ich aber frage: Haben wir vielleicht nicht auch Glaubenswahrheiten bewusst verschwiegen, weil sie nicht gehört werden wollen? Der hl. Paulus sagt uns: Verkünde gelegen oder ungelegen. Es gibt eine Zeit, wo sie die wahre Lehre nicht mehr hören wollen. In welcher Zeit leben wir? Die Faschingszeit, hören wir oft, ist eine Zeit der Freude. Die Faschingszeit ist aber auch eine besondere Zeit der vermehrten Sünde. Die christliche Freude ist gut. Es gibt aber auch die Ausgelassenheit, den weltlichen Spass und die Gaudi, der Spott auf Kosten anderer und all die anderen übertriebenen Freuden, sowie die Witze, die unter der Gürtellinie beginnen. Der heilige Paulus verkündete auch, dass wir rein und heilig leben sollen. Werdet vollkommen. Meidet die Sünde und strebt nach dem Höchsten Gut, nach der Liebe, die niemals aufhört.
„Ein guter Baum bringt gute Früchte hervor.“ Ist es nicht wieder an der Zeit, dass wir wieder mehr beten, dass viele gute Früchte wachsen. Jeder kann bei sich selber anfangen. Jetzt beginnt dann die Fastenzeit wieder, wo uns der Ruf zur Umkehr mahnt. Nützen wir sie und hören wir die Worte der Kirche, die uns zurufen: Bekehrt euch. Tut Buße. Sühnt auch für die vielen Sünden der anderen. Dann wird es eine gute, sinnvolle Vorbereitung auf das Osterfest sein. Amen.