4. Adventssonntag 2021 C
Messtexte | Word-Dokument
Der Advent ist eine Zeit des Wartens. Wir erleben das Warten oft in unserem Leben. Wir warten im Wartezimmer des Arztes. Wir warten auf dem Bahnsteig auf den Zug. Wir haben manchmal deshalb schlechte Laune, denn es ist verlorene Zeit. Wir warten ungeduldig, wenn jemand zu spät kommt. Meistens wartet man nicht gerne. Warten ist fad und langweilig, besonders auch für Kinder, die auf das Christkind warten. Aber so manches braucht einfach seine Zeit und seine Vorbereitung. So manches muss erst reifen. Und wenn diese Zeit nicht wäre, wenn diese Sehnsucht nicht wäre, wenn die Vorbereitung nicht wäre, wäre das Fest nicht einmal halb so schön.
2 Frauen begegnen sich im Evangelium, die warten auch. Sie erwarten ein Kind. Eine Frau wartet 9 Monate auf ihr Kind. Für beide ist es eigentlich unerwartet, wenn auch aus ganz verschiedenen Gründen. Die eine ist unfruchtbar und die andere Jungfrau. Sie können also kein Kind bekommen und werden trotzdem mit einem Kind beschenkt durch ein Eingreifen Gottes.
Maria erfährt durch den Engel, dass auch ihre Verwandte noch ein Kind empfangen hat. So eilt sie über´s Gebirge und besucht Elisabeth.
Der Advent ist daher zweitens nicht nur eine Zeit des Wartens, sondern auch eine Zeit des Aufbrechens.
Das Zusammentreffen von Menschen kann sehr unterschiedlich sein. Es kann aber durch kleine Zeichen schon Freude bereiten. Man begegnet sich zufällig auf der Straße und grüßt freundlich. Der andere ist durch dieses kleine Zeichen schon angesprochen und weiß um die Liebe des anderen, auch wenn dieser momentan nicht Zeit für ein längeres Gespräch hat.
Es kann aber auch ein längerer bewusster Besuch sein. Maria möchte Elisabeth, die ja schon älter war, aufsuchen. Wir können annehmen, dass sie ihr ihre Hilfe angeboten hat. Aus dieser Begegnung ist uns Wichtiges mitgeteilt.
Diese Begegnung macht Freude. Wie freute sich Elisabeth über diesen Besuch. Sie erkannte im Heiligen Geist: Es ist die Mutter meines Herrn, die mich besucht.
Denken wir daran, dass ein Besuch bei armen, kranken, einsamen Leuten oder Verwandten oft unaussprechliche Freude bewirkt. Gerade zu Weihnachten kann es für jemand eine schlimme Erfahrung sein, wenn er allein ist und wenn keiner an ihn denkt. Daher können wir hier viel Gutes tun, wenn wir Menschen kennen, die keinen anderen zum Weihnachten feiern haben und wir ihnen einen kleinen Besuch abstatten.
Es ist in dieser Begegnung Elisabeths mit Maria auch eine verborgene Begegnung miteingeschlossen. Es ist die erste Begegnung des Johannes mit Jesus. Es ist der erste Kontakt des Vorläufers mit dem Messias. Und auch Johannes weiß geheimnisvoll um diese Gnade, denn als Elisabeth den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leib. Es bewegte sich voll Freude. Die Kirche sieht schon immer in dieser Begegnung bereits, dass Johannes im Mutterschoß vom Heiligen Geist erfüllt wurde. Johannes ist daher von Gott besonders hervorgehoben unter den Menschen. Jesus sagt über ihn: Unter allen Menschen hat es keinen größeren gegeben als Johannes den Täufer (Mt 11,11).
Es freut sich der ganze Erdkreis über die Menschwerdung Gottes. Besonders der Himmel jubelt. Die Engel verkünden die Freude. Vielen ist es zwar verborgen, aber einzelne Auserwählte wird es Gott mitteilen. Johannes spürt es im Schoß seiner Mutter. Elisabeth drückt hier bereits ihre Freude über dieses Geheimnis aus. Später werden es dann die Hirten, die es durch die Engel erfahren, tun, und auch die Weisen aus dem Morgenland, denen der Stern leuchtete, huldigen dem Kind mit ihren Besuch an der Krippe und freuen sich.
Wir wissen es auch: Die Geburt ist nahe. Marias Weg zu Elisabeth ist ein symbolischer Weg, wo Gott aufbricht zu uns Menschen. Maria trägt Jesus zu ihrer Verwandten. Maria trägt ihren Sohn letztendlich zu uns Menschen. Sie behält ihn nicht für sich. Sie schenkt ihn der Menschheit. Darüber freut sich nicht nur Johannes und Elisabeth, sondern alle, die erkannt haben, dass er der Erlöser und unser Retter ist, der auf die Welt gekommen ist, um uns von den Sünden zu befreien. Amen.