2. Fastensonntag C 2022
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2. Fastensonntag 2022 C

Messtexte | Word-Dokument

Dieses Ereignis auf dem Berg Tabor nennen auch die Verklärung Christi. Was hier geschah, ist nämlich ein kleiner Blick in die Herrlichkeit des Himmels, die uns verheißen ist. Das Aussehen Jesu veränderte sich, sein Gesicht strahlte wie die Sonne und sein Gewand wurde leuchtend weiß. Seine Gottheit, die ja verborgen war, als er als Mensch auf der Erde war, wurde in diesem Augenblick sichtbar und erkennbar. Dieses Licht, das von Jesus und auch von Mose und Elija ausging, muss für die Jünger überwältigend gewesen sein. Petrus will daher noch nicht, dass die 2 Männer gehen, sondern möchte ihnen hier drei Hütten bauen, damit sie bleiben können. Er will immer Jesus in solcher Lichtfülle sehen. Diese Taborstunden sollen nicht aufhören.  Er vergisst alles andere und möchte so immer bei Christus sein.

Wer hat noch nicht solche Taborstunden in seinem Leben erlebt? Stunden, die dich so richtig glücklich gemacht haben. Stunden, an die du dich noch gerne zurückerinnerst. Stunden, an die du oft denkst, Stunden, die sich bei dir tief eingeprägt haben. Du sehnst dich erneut nach solchen Stunden. Deine Gedanken kehren oft dankbar dorthin zurück.

Vielleicht ist es beim einen oder anderen auch ein kirchliches Fest: die Erstkommunion, die Hochzeit, ein Osterfest oder ein Weihnachtsfest. Es gibt bei manchen von uns Feste, bei denen sich der Himmel geöffnet hat und unser Herz sich geweitet hat, bei denen einer die Gnaden deutlich spürte, die er von Gott geschenkt bekommen hat.

Diese Stunden werden uns deshalb geschenkt, um uns stark zu machen, auch die dunklen Stunden in unserem Leben auszuhalten. Auch diese Phasen gibt es. Hier geht es uns nicht so gut. Wir werden immer wieder auch Opfer bringen müssen. Wir werden leiden müssen. Jesus sprach hier schon von seinem Leiden. Auf diesem Berg Tabor ist bereits die große Offenbarung von seinem Ende in Jerusalem die Rede.

Die Fastenzeit ist die Zeit, in der wir uns mit Jesus besonders mit seinem Leiden verbinden wollen und mit ihm den Kreuzweg gehen wollen. Vielleicht gelingt es uns einmal, in diesen 40 Tagen auch unter der Woche die hl. Messe zu besuchen oder das Angebot des Kreuzwegs zu nützen und ihn betrachtend mitbeten.

Es waren Petrus, Johannes und Jakobus, seine engsten Freunde, die Jesus mitgenommen hat. Diese drei hat er ausgesucht, damit sie Zeugen dieser Gottesoffenbarung werden. Die Verklärung Jesu geschieht nicht im Lärm der Welt, sondern auf einem Berg in der Einsamkeit, abseits vom Tumult des Alltags. In der Stille hören wir die Stimme Gottes am besten. Darum soll die Sonntagsmesse auch immer diese Gelegenheit bieten, ruhig zu werden. Wir wollen uns einmal von der Hektik der Woche verabschieden und die Stimme ernst nehmen, die aus der Wolke sprach: Dies ist mein geliebter Sohn. Auf ihn sollt ihr hören.

Diese drei Jünger hat Jesus auch auf einen anderen Berg mitgenommen: auf den Ölberg, damit sie bei ihm sind in den dunklen Stunden des Verrats, am Beginn seines Leidens.

Auf beiden Bergen heißt es, ging Jesus, um zu beten. Jesus ging oft auf einen Berg, um zu beten.

Auf beiden Bergen schliefen die Jünger ein. Trotzdem hat er sie mitgenommen, um sie teilhaben zu lassen an der Freude auf dem Berg der Verklärung und am Leiden auf dem Ölberg.

Mitten in der Fastenzeit also ein Berg des himmlischen Glanzes. Letzte Woche der Berg der Versuchung; vor uns der Ölberg und dann der Kalvarienberg. Also ganz interessant: heute eine leuchtende Stunde des Friedens; vorher Leid und nachher Leid.

Das christliche Leid ist aber kein hoffnungsloses Leid. Immer ist uns schon auch die Auferstehung bewusst. Wir wissen, dass das Kreuz nicht das Ende ist, sondern dass Jesus den Tod bezwingen wird. So bekommt das Leid einen tiefen Sinn. Wenn wir im Leid auch nicht unbedingt lachen können, so bekommt das Leiden aber eine andere Dimension, wenn wir aus Liebe leiden, wenn wir das Leid im Blick auf das Leiden Jesu aushalten, wenn wir „ja“ dazu sagen und es in einem gewissen Sinn gern auf uns nehmen und von Gott annehmen. Die Seherkinder von Fatima „sehnten“ sich, Opfer zu bringen, um Seelen zu retten. Die heilige Theresia von Lisieux hatte ein lebhaftes Verlangen in ihrem Herzen nach Leiden. So etwas schmeckt uns nicht. Das Leiden war deren große Sehnsucht, weil Leiden etwas mit Liebe zu tun hat. Am Leiden Jesu teilnehmen und uns den Grund des Leidens, die Sünden der Menschen bewusst machen, ist wichtig. Nur so ist es verständlich, wenn Menschen, denen ein Kreuz auferlegt wurde, gar nicht immer so traurig dreinschauen. Sie tragen dieses Kreuz nämlich mit Jesus. Sie helfen ihm und trösten ihn damit bei seinem eigenen Kreuzweg und werden dafür am ewigen Leben teilhaben. Es ist doch der größte Trost, wenn Jesus auch zu uns einmal sagen kann. „Noch heute wirst du bei mir im Paradiese sein.“ Dies hat er dem reumütigen Schächer versprochen und das ist das Ziel auch unseres Lebens. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024