5. Fastensonntag C 2022
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5. Fastensonntag 2022 C

Messtexte | Word-Dokument

 

Das Evangelium von der Ehebrecherin erinnert uns an 3 Punkte. 1. an die Sünde, 2. an das Urteilen und 3. an das Vergeben.

  1. Die Sünde: Die Schriftgelehrten und die Pharisäer bringen eine Frau zu Jesus, die Ehebruch begangen hat. Ehebruch ist eine schwere Sünde und im damaligen Bewusstsein der Menschen auch so verwurzelt und muss sogar laut Mose mit Steinigung bestraft werden. Auch wenn wir froh sind, dass bei uns die Todesstrafe abgeschafft wurde und die Kirche dafür plädiert, die Todesstrafe überall abzuschaffen, ist in der heutigen Gesellschaft oft die Meinung, es gibt im 6. Gebot bei Erwachsenen keine Sünden mehr, wenn beide Seiten mit dem, was sie tun, einverstanden sind. Damals hat es sehr wohl noch strenge moralische Regeln gegeben, und Jesus soll hier auf die Probe gestellt werden. Es war eigentlich eine Falle. Wenn er gegen die Steinigung ist, dann widersetzt er sich dem Gesetz des Moses. Wenn er für die Steinigung ist, widerspricht das seiner Lehre von der Barmherzigkeit. Wie soll er sich also verhalten? Er schweigt und schreibt in den Sand. Manche sagen, er habe die Sünden der Pharisäer in den Sand geschrieben. Und nun kommen wir zum 2. Punkt.
  2. Das Urteilen: Jesus überlässt schließlich das Urteil den Pharisäern unter einer Bedingung. Sie sollen in ihr eigenes Herz blicken. Und wenn jemand dann ehrlich sagen kann, ich habe keine Sünde, dann darf dieser den ersten Stein werfen. Einer nach dem anderen ging fort, bis Jesus allein mit der Sünderin zurückblieb. Was muss dieser Augenblick für diese Frau gewesen sein? Welch große Angst mag sie wohl in ihrem Herzen gespürt haben! Ihre letzte Stunde hat wahrscheinlich geschlagen. Jetzt muss sie diesen furchtbaren Tod durch Steinigung erleben. Und Jesus hat sie mit diesem klugen Satz gerettet. Er wendet sich daraufhin ihr zu und fragt sie: Hat dich keiner verurteilt? Wie gerne urteilen wir! Ja, wir müssen immer wieder ein Urteil fällen. Wir müssen auch immer wieder verurteilen. Der Staat kommt da nicht aus. Es gibt die staatlichen Gerichte. Es muss sie geben, sonst herrscht Chaos. Die Eltern kommen da in der Kindererziehung nicht aus. Wenn das Kind etwas angestellt hat, wäre es nicht gut, wenn das keine Konsequenzen hat. Die Kirche kommt nicht aus. Das Kirchengericht ist immer wieder gefordert, und es ist nicht gut, wenn bestimmt Dinge nicht gerichtet werden. Jesus fragt jetzt: „Hat dich keiner verurteilt?“ – „Keiner, Herr!“ „Dann verurteile ich dich auch nicht.“
  3. Das ist drittens die Vergebung: die Gnade, die Amnestie, die Lossprechung bei der Beichte. Warum ist nur dieses wunderbare Sakrament der Beichte so unbeliebt geworden? Letzte Woche hörten wir das eindrucksvolle Gleichnis vom „barmherzigen Vater“. Gott ist in der Tat der barmherzige Vater, der den verlorenen Sohn wieder aufnimmt und ein Fest feiert. Und im heutigen Evangelium kommt der gleiche Gedanke so schön zum Vorschein. Jesus vergibt der Ehebrecherin mit dem Hinweis: Geh und sündige von jetzt an nicht mehr. Wir brauchen immer wieder diese Vergebung, denn keiner von uns ist fehlerlos und kann sich rühmen, ohne Sünde zu sein.

Diese drei Punkte bestimmen also unser Alltagsleben. Es gibt erstens kein Leben ohne Sünde. Es muss zweitens immer darauf reagiert werden durch ein Urteil, aber wir brauchen drittens auch die Umkehr, die in einer Vergebung enden soll.

Fastenzeit ist die Zeit, in der wir besonders in der heiligen Beichte diese 3 Punkte erleben. Wir bekennen unsere Sünden. Es kommt zu einem Urteil. Das Urteil lautet Freispruch und endet wunderbar in der Vergebung. Aber immer wird uns Jesus dann auch am Schluss sagen: Geh hin und sündige nicht mehr. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024