Fronleichnam C 2022
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Die katholische Predigtsammlung von Pfarrer Poschenrieder
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Fronleichnam 2022 C

Messtexte | Word-Dokument

2003 war das Jahr der Bibel. Da kam ein origineller Pfarrer auf die Idee, dass er am Fronleichnamstag nicht mit der Monstranz, sondern mit der Bibel durch die Straßen ging. Er ging mit der Heiligen Schrift in den Händen unter dem Himmel und es wurde diesem Buch an diesem Tag die gleiche Ehre entgegengebracht, wie es sonst für das Allerheiligste Sakrament üblich ist, und ich glaube, die wenigsten haben sich dabei etwas gedacht, höchstens als er mit dem Buch den Segen gegeben hat. Natürlich verehren wir das Wort Gottes, das wir aus dem Lektionar vorlesen, aber es ist doch ein wesentlicher Unterschied. Die Gegenwart Jesu Christi ist eine andere. In der heiligsten Eucharistie ist Jesus real, wirklich gegenwärtig, mit Fleisch und Blut, mit seiner Gottheit und Menschheit.

Und daher irrt ein Priester, der keine Kniebeuge vor dem Allerheiligsten macht und sagt: Vor einem Stückchen Brot knie ich mich doch nicht hin.

Wäre es nur ein Stückchen Brot, würde ich genauso handeln, viel lieber eine hl. Schrift zur Hand nehmen und diese durch die Straßen tragen! Hätte ich nicht den Glauben, dass das Brot verwandelt würde in den Leib Christi, dass Jesus als wahrer Gott und Mensch wahrhaftig und wirklich gegenwärtig ist in der Gestalt des Brotes, ich bräuchte keinen solchen Aufwand heute machen und würde keine Anbetungsgeste machen. Ich würde der Pfarrgemeinde heute das alles ersparen, denn es kostet ja doch einige Zeit, die Altäre herzurichten.

Da es aber eben nicht mehr Brot ist, da auch der Ausdruck „heiliges Brot“ völlig unzureichend ist und letztlich ein Hindernis für meinen Glauben sein kann, denn es ist nicht mehr Brot, deshalb ist es völlig angemessen, schöne Altäre zu richten, Blumen zu streuen, Fahnen zu tragen, Weihrauch zu verwenden usw.

Wo ist der Glaube bei einem Priester, der die Bibel durch die Straßen trägt! Ich würde laut aufschreien und rufen. Er verrät den katholischen Glauben an die Gegenwart Jesu im Allerheiligsten Sakrament! „Mein Fleisch ist wahrhaft eine Speise und mein Blut ist wahrhaft ein Trank!“ So spricht Jesus!

Fronleichnam ist für mich eines meiner Lieblingsfeste, denn hier zeigen wir der Welt das Geheimnis unseres Glaubens. Es ist das Geheimnis, das wir bei jeder Sonntagsmesse in der Kirche feiern: Das ist mein Leib. Das ist mein Blut. Heute verstecken wir uns nicht! Heute gehen wir in die Welt hinaus, die für das Heilige oft kein Gespür mehr hat. Wir wollen uns über Zuschauer, die nicht teilnehmen, nicht wundern, die immer mehr werden, sondern wir wollen froh sein, dass sie uns sehen. Wir wollen für sie beten, dass dieses Zeugnis, das wir für unseren Glauben heute ablegen, an diesen nicht spurlos vorübergeht, dass die Gnade in ihnen wirkt und sie nachdenken und sich vielleicht fragen: Was habe ich gerade gesehen? Warum tun die denn das? Und vielleicht wird jemand doch offen für den Glauben. Vielleicht erinnert sich doch jemand wieder an Gott! Vielleicht kommt einem der Gedanke, ich konnte wieder einmal beten und die hl. Messe besuchen!

Wir zeigen heute Christus der Welt! Wir bekennen heute unseren Glauben, dass es nicht die Bibel ist, vor der ich die Kniebeuge mache, sondern dass wir etwas viel Größeres zu bieten haben als die Buchstaben von den Geschichten über Jesus. Wir haben Christus selber unter uns in der Gestalt des Brotes!

Der Leib Christi wird angebetet! Christus ist wahrhaft unter uns!

Es wäre genauso falsch, wenn ein marianischer Priester im Jahr des Rosenkranzes, das ein Jahr vorher war, auf die Idee kommen würde, einen großen Rosenkranz in der Hand unter dem Himmel zu tragen und damit den Segen zu geben.

Heute am Fronleichnamsfest wollen wir unserem katholischen Glauben Ausdruck verleihen. Wir wollen unsere Knie beugen vor dem allerheiligsten Altarsakrament. Wir geben Gott die Ehre, den wir in der Monstranz durch die Straßen tragen werden. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024