13. Sonntag im Jahreskreis 2022 C
Messtexte | Word-Dokument
Manchmal denke ich mir: Was haben die Apostel damals für einen großen Eifer gehabt! Mit welch einer Begeisterung sind sie für Jesus eingetreten! Sie wären für Jesus durch dick und dünn gegangen. Sie haben es auch teilweise gemacht. Sicher, manchmal waren sie etwas voreilig: „Wir wollen mit dir gehen und mit dir sterben.“. Sie haben etwas versprochen, was sie nicht gehalten haben. Es war dann nur Johannes, der bis unterm Kreuz ausgehalten hat. Alle anderen haben sich feige aus dem Staub gemacht. „Ich werde dich nie verleugnen!“, versprach Petrus und ist doch dreimal gefallen. Verteidigend müssen wir festhalten, sie haben wirklich alles verlassen, haben es ernst gemeint, waren Feuer und Flamme und haben von Herzen all das verkündigt, was Jesus ihnen vom Vater mitgeteilt hat. Sie waren von der Lehre Jesu überzeugt, und das alles hat auch Früchte getragen. „Sogar die Dämonen gehorchen uns“, durften sie einmal überraschend erfahren und feststellen. Jesus hatte sicherlich seine Freude daran, mit welchem Seeleneifer sie sich an die Sache heranmachten. Aber gerade da steckt eine Gefahr, und das ist der falsche Seeleneifer, den wir heute im Evangelium entdecken.
„Herr, sollen wir sagen, dass Feuer vom Himmel fällt und sie verzehrt?“ Lassen wir uns diesen Satz nochmals auf der Zunge zergehen. Diese beiden Apostel wollen, dass ein samaritanisches Dorf dem Erdboden gleichgemacht wird, weil sie Jesus nicht aufnehmen und ihm keine Unterkunft geben wollten. Sie wollen gleich alle vernichten. Sie wollen, dass Gott alle bestraft. Sie haben wahrscheinlich viel zu wenig nachgedacht, was sie da sagen. Sie waren von dieser Ablehnung so betroffen, dass gleich diese unüberlegte Reaktion kam.
Hier sehen wir, dass es einen guten und einen falschen Seeleneifer gibt. Diese beiden Apostel haben sich so ereifert und kommen zu einem falschen Eifer. Dem verkehrten Eifer mangelt es an Besonnenheit, an Einsicht und an Geduld. Jesus war mit dem Übereifer seiner beiden Apostel überhaupt nicht einverstanden und tadelte sie. Er wies sie zurecht, und sie gingen in ein anderes Dorf.
Auch wir dürfen nicht zur Ungeduld neigen. Bedenken wir bei unserem Eifer für Jesus, dass es sich bei den Menschen, die wir zu Gott bekehren und für ihn begeistern möchten, oft um Sünder handelt, die den richtigen Weg nicht sehen. Sünder sind wie Blinde. Sie erkennen oft das Gute gar nicht. Die Samariter wussten nicht, wer Jesus wirklich ist. Sie wussten nicht, wen sie da ablehnten. Sie meinten, das ist irgendein Jude, und mit den Juden sind wir im Streit. Sie waren also wie Blinde. Und einen Blinden schlägt man nicht, wenn er nicht weiß, wohin er gehen soll. Man nimmt einen Blinden an der Hand und führt ihn auf den rechten Weg. Wir dürfen daher nicht unwillig sein und uns auch nicht entrüsten über die falschen Wege von Menschen, die das Richtige nicht tun, geschweige noch gar nicht gehört haben. Wir müssen sie an der Hand nehmen. Wir müssen sie geduldig auf den rechten Weg hinweisen. Wir müssen sie mit Liebe zu gewinnen versuchen. Und wenn das nicht geht, können wir zumindest für sie beten. Das Gebet ist das, was wir immer tun können. Das Gebet ist das, was wir immer tun sollen, und es ist manchmal das Einzige, was wir noch tun können. Bewahren wir uns diesen richtigen Seeleneifer für Christus. Dieser Seeleneifer will nicht Städte vernichten, die uns ablehnen, sondern dieser Seeleneifer will mit Geduld in Liebe und ohne Zorn die Menschen für Christus gewinnen. Amen.