24. Sonntag im Jahreskreis C 2022
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24. Sonntag im Jahreskreis 2022 C

Messtexte | Word-Dokument

Das Thema der drei Gleichnisse, die wir im Evangelium gehört haben, ist: Gott schaut auf uns! Gott liebt uns! Wir sind ihm wichtig!

Wenn ein Hirte 100 Schafe hat und eines verliert, sucht er es, bis er es gefunden hat. Wenn einer von uns auf Irrwegen geht, sucht uns der liebe Gott. Er geht uns nach, um uns wiederzufinden.

Die Frau, die 10 Drachmen hat und eines davon verliert, sucht es ebenfalls. Sie ist unermüdlich im Suchen. Das ganze Haus wird auf den Kopf gestellt, und sie freut sich mit den anderen, als es wieder aufgetaucht ist.

Das dritte Gleichnis ist sicherlich das bekannteste und auch beliebteste. Der barmherzige Vater hält Ausschau nach seinem Sohn, der ihn verlassen hat, der tief gefallen ist, der sich von ihm getrennt hat und auf die schiefe Bahn gekommen ist. Sobald er ihn sieht, läuft er ihm sogar entgegen und nimmt ihn in seine Hände. Es wird ein Fest gefeiert.

Wir können die Botschaft der drei Gleichnisse folgendermaßen zusammenfassen mit dem Satz: Gott freut sich mehr darüber, wenn er einem Sünder verzeihen kann, als wenn er einen Gerechten belohnen kann. Diese Botschaft macht uns sehr nachdenklich, denn ein Mensch kommt nicht auf so eine Idee. Gottes Liebe gehört besonders denen, die seine Liebe nicht verdient haben. Jesus verlangt es sogar von uns, wenn er sagt: „Wenn ihr nur die liebt, die euch lieben, was tut ihr da schon Besonderes? Tun das nicht auch die Heiden?“ Es ist bei uns fast immer so, dass das, was wir tun, auf Gegenseitigkeit beruht. „Eine Hand wäscht die andere.“ „Wie du mir, so ich dir!“ Es ist dies das alttestamtliche Prinzip, das von uns manchmal leichtfertig kritisiert wird, aber doch im Alltag dauernd angewandt wird. Es sind meistens die Grundregeln beim Zusammenleben mit den anderen. Alle Versicherungen haben dieses Prinzip. Wir zahlen regelmäßig unseren Beitrag ein und bekommen dafür im Notfall Entschädigung.

Die drei Gleichnisse im heutigen Sonntagsevangelium zeigen uns, dass Gott seine Liebe voller Freude interessanterweise besonders denen schenkt, die seine Liebe nicht verdienen. Dazu gerade ist der Sohn Gottes Mensch geworden, um zu suchen, was verloren war. Jesus erklärte ausdrücklich, dass nicht die Gesunden den Arzt brauchen, sondern die Kranken, und dass er sich nicht um die 99 Schafe kümmern muss, denn die sind daheim im Schafstall, sondern das verloren gegangene Schaf braucht ihn. Der barmherzige Vater weiß, dass jetzt in diesem Augenblick nicht der daheim gebliebene Sohn seine besondere Zuwendung bedarf, denn er hat diese Liebe jeden Tag, sondern der verlorene Sohn braucht ihn.

Und letztlich sind wir alle Sünder, die die verzeihende Liebe des barmherzigen Vaters brauchen. Im Verzeihen kann die Liebe erst ihre wahre Größe zeigen, denn ich schenke dabei dem Schuldigen ein unverdientes Vertrauen. Gott freut sich, so zu handeln.

Wir dürfen staunen über diese verzeihende, suchende und sorgende Liebe des Herrn. Gott freut sich zwar nicht, wenn jemand sündigt. Die Sünde ist für ihn verabscheuungswürdig, doch wenn jemand bereut und umkehrt, dann ist das für Gott der Augenblick, wo er alles vergisst, und alles verzeiht.

Werfen wir uns immer wieder in diese liebenden Hände Gottes. Gott fängt uns immer auf. Gott öffnet immer die Tür, wenn jemand anklopft. Daher dürfen wir ein großes Gottvertrauen haben. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024