26. Sonntag im Jahreskreis C 2022
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26. Sonntag im Jahreskreis 2022 C

Messtexte | Word-Dokument

Wenn Sie in einer Fußgängerzone in einer größeren Stadt herummarschieren, begegnen Ihnen viele Menschen. Es ist ein andauerndes Gehen von Menschen hin und her. Wohin gehen all diese Menschen? Keiner weiß es! Jeder hat ein anderes Ziel: So viele verschiedene Menschen, so viele verschiedene Ziele. Und doch gibt es ein Ziel, ein unsichtbares, geheimnisvolles Ziel, wohin sie alle gehen, ob sie es glauben oder nicht, ob sie es merken oder nicht. In einem Buch des Alten Testamentes steht: „Es geht der Mensch in das Haus seiner Ewigkeit.“

Im heutigen Gleichnis geht es um diese Ewigkeit. Eine wichtige Aussage ist, dass es nach dem Tod nicht einfach aus ist, sondern es gibt etwas nach dem Tod.

Vielen Menschen ist es völlig egal, was nach dem Tod kommt. Das ist auch die Auffassung des reichen Prasser. Es ist mir völlig egal, was es nachher gibt. Ich lebe jetzt und will es mir gut gehen lassen.

Der arme Lazarus kam in die Ewigkeit zu Abraham, um sein Glück zu empfangen. Der reiche Prasser leidet in der Unterwelt unendlich qualvolle Schmerzen.

Damit ist also eine wichtige Wahrheit ausgedrückt: Es gibt ein Jenseits. Wir leben nur einmal auf dieser Welt und treten dann in die Ewigkeit ein. Es war mit dem Tod nicht einfach alles aus, weder für Lazarus noch für den reichen Prasser. Es ist also nach dem Tod nicht eine Rückkehr ins Nichts. Wir werden nicht aufgelöst. Und es findet auch keine Wiedergeburt statt. Wir werden nicht mit einer Wiedergeburt bestraft, wenn wir nicht vollkommen gelebt haben, sondern es wird ein Weiterleben sein in der Ewigkeit. Die Seele ist unsterblich. Dieses Weiterleben wird ein Leben in Gemeinschaft sein. Nach dem Tod ist es nicht einsam, sondern Lazarus war bei Abraham im Himmel, bei den Engeln und war dort erlöst von seiner Not. So werden wir im Himmel mit vielen in Gemeinschaft leben.

„Es geht der Mensch in das Haus seiner Ewigkeit.“

Dieses Haus der Ewigkeit ist sehr eigenartig. Die Tür öffnet sich für jeden Menschen nur ein einziges Mal. Sie lässt einen hinein in dieses Haus, doch nicht mehr heraus. Sie ist so schallsicher abgedichtet, dass kein Laut aus diesem Haus kommt: Kein Jubel oder Klage, keine Freudengesänge oder Schmerzensschreie.

Weiter ist merkwürdig: Du findest keine Uhr in diesem Haus. Es gibt dort keine Zeit. Die Zeit ist vorbei. Für uns ist das natürlich unvorstellbar. Und dieses Haus der Ewigkeit besteht aus zwei unendlich verschiedenen Abteilungen. Man kann von der einen Abteilung nicht in die andere hinüber. Es ist ein unüberwindlicher Abgrund, eine große Kluft. Es gibt kein Hinüber und kein Herüber, aber auch kein Zurück mehr ins Diesseits, um es vielleicht noch einmal besser zu machen. Es ist verständlich, dass es Menschen gibt, denen diese Tatsachen, diese Wahrheiten unbequem sind, die sich dagegen auflehnen und protestieren, denn sie müssten vielleicht ihr Leben ein wenig ändern.

In dieses Haus der Ewigkeit sind wir alle unterwegs.

Das tiefste Sehnen eines Menschenherzens wird da erfüllt sein. Denn es gibt dort die ausgleichende Gerechtigkeit, die wir hier auf Erden vermissen. Gott ist ein gerechter Gott, der den ewigen Ausgleich will und schafft. Die Menschen fragen nach Gerechtigkeit in diesem Leben und stellen fest: Es gibt sie nicht. Wie oft siegt das Unrecht! Wie oft verliert das Recht! Der Mensch kann die Gerechtigkeit nie herstellen. Das Gleichnis sagt uns, dass die Gerechtigkeit in der Endzeit siegt. Es siegt Gottes Gerechtigkeit, die vollkommen ist.

Gott will zwar, dass alle Menschen gerettet werden, Gott kann sich aber niemanden aufdrängen, der seine Barmherzigkeit ablehnt. Das ist das Geheimnis der Freiheit des Menschen.

„Es geht der Mensch in das Haus seiner Ewigkeit.“ Das ist die Aussage dieses Gleichnisses. Wenn der Mensch im Jenseits ankommt, wo er einmal für immer sein wird, wird er gestehen müssen: Ja, das ist meine Ewigkeit. Das ist die Wohnung, die ich mir gebaut habe. Bauen wir so, dass wir uns im Haus der Ewigkeit wohl fühlen. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024