33. Sonntag im Jahreskreis C 2022
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33. Sonntag im Jahreskreis 2022 C

Messtexte | Word-Dokument

Wenn wir die Geschichte der Menschheit zurückverfolgen, stellen wir eines fest: Es hat immer Menschen in Not gegeben. Wir sehen die Not in ihren tausend verschiedenen Formen und Arten, die Not mit all dem Elend, das sie über die Menschen bringt. Wir sehen die Nöte in der Familie. Wir sehen die Nöte bei jedem einzelnen Menschen. Wir sehen die Not durch Hunger und Krieg. Wir sind betroffen von der Not der Menschen in der Ukraine.

Die Not ist da trotz all unserer Errungenschaften in der modernen Zeit. Sie ist da trotz Fortschritt in der Medizin. Es gibt überall die Not der Krankheit.

Da stellt sich die Frage: Wie hat sich Christus der Not der Menschen gestellt? Was hat er getan? Jesus hat die Not der Menschen in besonderer Weise gesehen. Er hat ein tief mitfühlendes Herz gehabt für das Elend der Menschen. Er sah die offene Not, die laut zum Himmel schreit. Er hörte die heimliche Not, die sich ganz leise zu Gott wendet. Er sieht auch heute die Not, die wir uns selber schaffen und die Not, die Menschen anderen bewusst oder unbewusst bereiten.

Jesus hat diesen Menschen geholfen, und er sagt auch zu uns heute: Helft! Schaut nicht weg! Tut etwa! Wenn ihr helft, dann habt ihr mir geholfen. Ich war hungrig. Ich war durstig usw. Was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.

Er half den Armen. Er half den Hungernden, den Kranken, den Trauernden.

Am 11.11. war der Gedenktag des heiligen Martin. Martin hat dem Bettler die Hälfte seines Mantels gegeben. Er sah ebenfalls die Not des Nächsten. Er konnte teilen. Es war ein Werk der Nächstenliebe.

Heute feiern wir den Caritassonntag. Mit diesem Sonntag steht die hl. Elisabeth, die Patronin der Caritas, in Verbindung.

Die hl. Elisabeth hat mit dem hl. Martin viel Ähnlichkeit. Was hat sie alles den Armen geschenkt? Es war so intensiv, dass sie für viele in der damaligen Zeit unverstanden blieb. Genauso wie der hl. Franziskus, der zur selben Zeit lebte und ebenso mit seinem radikalen Armutsgedanken unverstanden blieb. Auch heute bleibt man manchmal unverstanden, wenn man hilft. Die heilige Elisabeth ist die Patronin der Caritas, weil sie als reiche Fürstin den Armen viel geschenkt hat.

Man erzählt von ihr folgendes: Als sie wieder einmal mit einem Korb voll von Broten zu den Armen ging, wurde dies ihrem Mann berichtet, dass sie trotz Verbot erneut alles verschenkt. Er ist ihr nachgeritten, und als sie den Korb öffnete, fand ihr Mann nur Rosen im Korb. Dieses Rosenwunder der hl. Elisabeth ist ein Zeichen ihrer Liebe zu Gott und den Menschen.

Eine wesentliche Aufgabe der Kirche ist, so wie bei der hl. Elisabeth, die Not der Armen zu sehen und zu helfen. Die Menschen wissen das. Sie geben deshalb. Sie geben gerne! Es ist immer wieder erstaunlich, wie viel die Kirche durch die Caritas gutes tun kann.

Ganz wichtig ist die Zusammenarbeit zwischen Pfarrcaritas und Diözesancaritas. Es gibt Situationen, da kann der „kleine Mann“ helfen und dann wieder sind die Nöte so groß, dass die überregionalen Institutionen eingreifen müssen.

Wenn also jemand sagt: Für was brauchen wir die Caritas, ich gebe nur ganz im Stillen, in der konkreten Not, kann er das zwar machen und es ist gut, aber er sieht den großen Wert solcher Institutionen nicht. Genauso falsch ist das Gegenteil, wenn jemand nur bei der diözesanen Caritassammlung gibt und sich fragt, warum noch private Armenpflege, ich habe hier bereits gegeben. Er übersieht die konkrete Not des Mitmenschen.

Wir brauchen in der Kirche beides, die organisierte Caritas und die private Liebestätigkeit von Mensch zu Mensch. Würde eines wegfallen, wäre dies schlimm nicht nur für die Betreffenden in Not, sondern die Kirche würde sich einem wichtigen Aufgabenfeld nicht mehr zuwenden.

Am Samstag ist der Gedenktag der hl. Elisabeth. Sie war eine echte Helferin für die Armen. Als Vorbild dürfen wir sie sehen. Mit 24 Jahren musste sie schon sterben. Aber in dieser kurzen Zeit hat sie viel gutes getan und die Demut auch gelebt. Einmal in der hl. Messe hat sie ihre Krone abgenommen. Die Verwandtschaft war empört. Sie hat schlicht und einfach erklärt: „Wenn Christus eine Dornenkrone trägt ist meine Krone Hohn.“ Christus wurde selber arm, arm geboren in Bethlehem und endete arm am Kreuz. Unser Auftrag ist, seine Botschaft zu leben. Diese lautet: „Liebt einander!“ Denn was ihr einem meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024