Osternacht C 2022
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Die katholische Predigtsammlung von Pfarrer Poschenrieder
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Osternacht 2022 C

Messtexte | Word-Dokument

Im Evangelium hörten wir soeben, dass einige Frauen das Grab leer vorfanden. Simon und Johannes eilen zum Grab, um zu überprüfen, ob das, was die Frauen berichten, wahr ist. Zuerst können sie es nicht fassen. Sie überlegen, ob jemand den Leichnam gestohlen hat, sind ratlos und dann erscheint ihnen aber der auferstandene Jesus, um alle Zweifel von ihnen zu nehmen. Er erscheint Maria Magdalena. Er erscheint dem Petrus. Und er erscheint dann am Ostersonntag Abend den versammelten Jüngern, zeigte ihnen die Wunden und sagte: „Der Friede sei mit euch!“ Diese ersten Worte des Auferstandenen an seine Jünger haben in der jetzigen Zeit eine ganz besondere Bedeutung bekommen. Der Friede ist in Gefahr. Der Friede ist keine Selbstverständlichkeit mehr. Wir haben Krieg in der Ukraine, und jeder hat mehr oder weniger Angst, dass sich dieser Krieg ausweitet und auch uns betreffen könnte.

„Der Friede sei mit euch!“ Diese Worte wiederholte Jesus sogar, um die Bedeutung definitiv klarzumachen: Er ist der Friedensfürst. Er kam, um uns den Frieden im Herzen zu bringen.

Jeder Mensch sehnt sich nach Frieden. Wahren Frieden finden wir aber nur, wenn wir den Frieden mit Gott haben.

Jesus kam als Auferstandener nicht, um die Apostel zu rügen. Er sagte nicht als erstes: Warum habt ihr mich im Stich gelassen? Warum habt ihr mich verleugnet? Warum seid ihr nicht bei mir geblieben? Warum habt ihr nicht für mich gekämpft? Nein, er kam, um zu erhellen und zu verdeutlichen, dass alles, was geschehen ist, der Wille des Vaters war, den er mit Liebe erfüllt hatte. Er kam, um ihnen die Freude der Erlösung mitzuteilen. Er kam, um ihnen die frohe Botschaft zu verkünden. Die große Neuigkeit zu Ostern lautet: Er hat den Tod besiegt! Es ist alles gut! Wir brauchen keine Angst mehr zu haben. Sein Leiden ist vorbei. Wir dürfen jetzt Halleluja singen und uns freuen. Der Teufel hat eine Totalniederlage erlitten und kann „einpacken.“ Er soll sozusagen seine Koffer packen und nach Hause gehen. Wir brauchen ihn nicht mehr.

„Der Friede sei mit euch!“ „Shalom“ ist im Hebräischen der Friedensgruß. Im Arabischen „Salem“. „Salam alaikum“ heißt „Der Friede sei mit dir“. Das ist die Grußanrede, die in vielen Ländern des Nahen Ostens heute noch aktuell ist. Es ist schön, dass man sich den Frieden wünscht, wenn man sich begrüßt.

Warum ist Ostern mit dem Frieden untrennbar verbunden? Ostern befreit uns von Schuld. Ostern versöhnt uns mit Gott. Ostern schenkt uns den inneren Frieden. Wir brauchen seither keine Angst mehr vor dem Tod haben. Der Tod kam durch die Erbsünde, nachdem Adam und Eva vom Baum unerlaubterweise gegessen haben. Seither ist Unfriede auf der Welt. Seither gibt es Krieg. Seither wird unter Menschen gestritten und gezankt. Seither sehen wir immer wieder Menschen, die sich gegenseitig beschimpfen.

Wer aber heute sich über die Auferstehung freut, wer sich an Ostern bewusst macht, dass dies das Fest des Sieges ist, dass nicht der Tod das letzte Wort hat, sondern das Leben, wer heute glaubt, dass Jesus uns die Pforten des Himmels geöffnet hat, der spürt diesen Frieden, der an diesem Tag über der Menschheit ruht.

Genießen wir diesen Sieg! Danken wir dem Heiland für diese Tat! Freuen wir uns, denn es betrifft unser ewiges Glück. Die Pforte des Himmels wurde wieder geöffnet. Wir können wieder ins Paradies, das seit der Ursünde unserer Stammeltern verschlossen war.

Zu Ostern ist also Friede, zu Ostern ist Freude und zu Ostern werden oft Eier angemalt und verschenkt. Aber Ostern ist nicht „Friede, Freude, Eierkuchen“. Diese Redewendung beschreibt nicht eine sorglose Situation. Man will damit nur sagen, dass die Probleme in den Hintergrund gedrängt werden, anstatt sie zu lösen. An Ostern sind die echten Probleme aber tatsächlich gelöst. Die Schuld, die unser Problem ist, ist aus der Welt geschafft. Alle Probleme hier auf Erden belasten uns natürlich. Sie sind aber immer zeitlich. Sogar der Krieg in der Ukraine wird nicht ewig dauern. Wir haben den Auftrag, um den Frieden zu beten, dass er möglichst bald zu Ende geht. Wir wollen aber auch alles dem Heiland übergeben, dem Friedensfürsten, bei dem wir, wie gesagt, den wahren Frieden finden. Er ist von den Toten auferstanden. Daher freuen wir uns, jubeln, singen Halleluja und haben Frieden im Herzen. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024