1. Adventssonntag 2024 C
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Wieder ist es Advent. Ein neues Kirchenjahr beginnt, und vier Wochen lang bereiten wir uns auf das Fest der Geburt Christi vor. In unserer Zeit ist es zur Gewohnheit geworden, dass bereits vor dem Advent Lichter leuchten und Weihnachtsbäume aufgestellt werden. Doch müssen wir uns bewusst machen: Advent ist noch nicht Weihnachten. Advent ist der Weg, der uns hinführt zum Weihnachtsfest. Er ist nicht nur eine Zeit des Wartens, sondern auch der inneren Vorbereitung. Leider hat der Advent im Laufe der Jahre viel von seinem ursprünglichen Charakter eingebüßt. Deshalb müssen wir achtsam sein, damit diese besondere Zeit mit ihren Symbolen auch wirklich hinführt zum Geheimnis, das wir zu Weihnachten feiern, die Geburt Christi. Es liegt an uns, uns nicht durch äußeren Glanz und Konsum vom Wesentlichen ablenken zu lassen.
Es besteht die Gefahr, dass wir durch vorzeitigen Konsum, wie etwa das frühe und übermäßige Essen von Weihnachtsgebäck, schon im Advent all das vorwegnehmen, worauf wir eigentlich warten und uns freuen sollten. Das soll nicht heißen, dass die Adventszeit freudlos sein muss, aber es ist wichtig, sich bewusst zu machen, auf wen wir warten und auf was wir uns vorbereiten. Die entscheidende Frage lautet: Was ist ein wahrhaft christlicher Advent?
Der Advent sollte eine Zeit der vermehrten Stille und des Nachdenkens sein. Es ist die Zeit, in der der Adventkranz zu Hause uns dabei helfen kann, gemeinsam zu beten, zu singen und den Kindern passende Geschichten vorzulesen. Viele Kinder haben einen Adventkalender, der das Warten erleichtern soll. Die Stille ist insofern wichtig, weil Gott zu uns nicht so sehr im Lärm des Alltags spricht. Seine Botschaft an uns lautet: „Bereitet dem Herrn den Weg!“ Auch Johannes der Täufer, der Vorläufer Christi, hat dies mit lauter Stimme verkündet, um gehört zu werden. Seine Worte rufen uns zur Besinnung, zur Einkehr und zur Umkehr auf. Er mahnt uns: „Kehrt um und ändert euer Leben! Wendet euch vom Bösen ab!“ Deshalb lädt der Advent uns ein, uns neu auf Gott auszurichten, inneren Frieden zu suchen und durch das Sakrament der Beichte auch Frieden mit Gott zu finden. Oft werden auch Roratemessen angeboten, die ein passendes Angebot in dieser Zeit sind, in der Eucharistiefeier Gott zu begegnen und die Stimmung dieser Messe nur mit Kerzenlicht kann unser Herz erfreuen.
Advent bedeutet „Ankunft“. Es ist die Ankunft des Herrn, auf die wir warten. Der Advent erinnert uns an das Kommen Gottes zu uns Menschen. Lange hat das Volk Gottes auf den Retter, auf den Erlöser gewartet. Sie lebten in Erwartung, im Dunkeln, und warteten voller Sehnsucht auf den Heiland. Der Prophet Jesaja spricht diese Erwartung an: „Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht. Über denen, die im Land der Finsternis wohnen, strahlt ein Licht auf.“ Das Volk Israel lebte in dieser Hoffnung auf den Messias. Der Alte Bund war eine einzige, lange Adventszeit. Die Menschen warteten sehnsüchtig auf die Erfüllung der Verheißung. Diese Zeit vor Christi Geburt können wir als den „Advent des Alten Testaments“ betrachten.
Doch der Advent ist nicht nur ein Ereignis der Vergangenheit. Es gibt auch den Advent der Kirche in unserer Zeit. Unsere Kirche lebt ebenfalls in Erwartung. Sie wartet auf Christus, der einmal wiederkommen wird. In der heiligen Messe beten wir nach der Wandlung, wenn der Priester sagt: „Geheimnis des Glaubens: Deinen Tod, o Herr, verkünden wir und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit.“
Dieser Advent der Kirche begann mit der Menschwerdung Christi vor über 2000 Jahren. Er setzt sich fort in jeder Eucharistie, bei der die Gläubigen warten, bis der Herr aufs Neue bei der heiligen Wandlung gegenwärtig wird. Der Advent der Kirche wird erst mit der dritten und letzten Ankunft enden: an jenem Tag, an dem Christus in Herrlichkeit wiederkehren wird. „Maranatha – Komm, Herr Jesus!“ Diese letzten Worte der Heiligen Schrift bleiben ein adventlicher Ruf der Kirche bis heute.
Neben dem Advent des Alten Testaments und dem Advent der Kirche gibt es noch einen weiteren Advent. Ich meine damit den persönlichen Advent eines jeden von uns. Nicht nur die Zeit der Kirche ist eine Zeit des Wartens, sondern unser ganzes Leben ist Adventszeit. Jeder Tag, jede Stunde bringt uns dem Moment näher, an dem wir Christus von Angesicht zu Angesicht einmal begegnen werden. Es ist sinnvoll, wenn wir uns den adventlichen Charakter unseres Lebens immer wieder ins Bewusstsein rufen. Ein gläubiger Mensch, der in dieser Adventshaltung lebt, wird jederzeit bereit sein für das Kommen Christi.
Möge dieser Advent für uns alle eine fruchtbare Zeit sein, eine Zeit, in der wir uns bewusst und freudig auf die Ankunft unseres Herrn Jesus Christus vorbereiten. Amen.