Christi Himmelfahrt 2025 C
Messtexte | Word-Dokument
Vor über zwanzig Jahren ereignete sich eine Begebenheit, die mir bis heute in Erinnerung geblieben ist. Damals war ich Kaplan in Ybbs an der Donau, ein Mitbruder war in der Nachbarpfarrei Persenbeug tätig. Eines Sonntagabends fuhr er nach Ybbs, um dort einen wunderschönen Sonnenuntergang an der Donau zu fotografieren. Ganz in das Naturschauspiel vertieft, stellte er sein Auto am Ufer ab – vergaß jedoch, die Handbremse anzuziehen oder den Gang einzulegen. Während er fotografierte, rollte sein Auto langsam in die Donau.
Man kann sich den Schock vorstellen. Das Fahrzeug trieb donauabwärts, und immer mehr Menschen versammelten sich, um zuzusehen. Schließlich versank das Auto, und ein Kind sagte trocken: „Jetzt ist es weg.“
Warum erzähle ich das heute? Weil diese Worte – „Jetzt ist es weg“ – mich an eine andere Szene erinnern: an die Himmelfahrt Jesu. In manchen Kirchen gibt es die Tradition, dass an diesem Fest eine Christusstatue durch eine Dachluke nach oben gezogen wird – als sichtbares Zeichen für den Aufstieg Jesu in den Himmel. Auch da hat einmal ein kleiner Bub traurig gesagt: „Jetzt ist er weg.“
Der Unterschied ist jedoch gravierend: Das Auto in der Donau war untergegangen, musste geborgen werden – und war letztlich kaputt und nicht mehr brauchbar. Jesus aber musste nicht geborgen werden, war nicht kaputt und ist nicht verloren. Er ist zwar unseren Augen entzogen, aber er ist nicht verschwunden im eigentlichen Sinn. Er ist nicht weg im Sinne von „nicht mehr da“, sondern er ist bei Gott, und von dort aus bleibt er uns nahe. Er ist aufgefahren in den Himmel, um uns den Weg zu bereiten – und er hat uns verheißen, dass er uns den Beistand sendet: den Heiligen Geist.
Jesus lebt. Als man ihn ins Grab gelegt hat und den Stein vor das Grab gerollt hat, da hat man auch vielleicht gesagt: „Jetzt ist er weg.“ Als Maria Magdalena am leeren Grab stand, dachte sie wahrscheinlich ebenfalls: „Jetzt ist er weg.“ Er ist ihr dann erschienen, aber als er dann in den Himmel aufgefahren ist, kam er nicht mehr zurück. Der große Trost ist, dass er wirklich einmal wiederkommt am Ende der Zeiten in Herrlichkeit, um uns zu sich zu nehmen.
Christi Himmelfahrt ist also nicht das Fest eines endgültigen Abschieds, sondern ein Fest der Hoffnung, denn der Abschied ist nicht für immer. Der Himmel, den er betreten hat, steht nun auch uns offen. Er ist nicht „weg“, um uns allein zu lassen, sondern um uns vorauszugehen. Er sitzt zur Rechten des Vaters, nicht als Abwesender, sondern er will uns einmal bei sich haben und hat uns deswegen den Weg gezeigt und eine Wohnung bereitet.
Wir feiern heute die Rückkehr Jesu zum Vater – seine Heimkehr. Und zugleich erhoffen wir, dass auch wir eines Tages dorthin gelangen, wo er jetzt ist. Er hat gesagt: „Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten.“
Deshalb dürfen wir uns auf diesen Himmel freuen, der uns verheißen ist, und ersehnen wir dieses Ziel.
Jesus ist zwar weg und unseren Augen entzogen, aber er bleibt doch auch gegenwärtig. Er ist da, besonders wenn wir die hl. Messe feiern, und er lässt uns dadurch nicht allein. Insbesondere durch die Sendung seines Geistes werden wir immer wieder gestärkt und getröstet. Wir treten ein in die Pfingstnovene und beten verstärkt in diesen 9 Tagen, um das Kommen der dritten göttlichen Person.
Und so dürfen wir gewiss sein: Jesus ist nicht weg. Er ist da. Und er wird einmal wiederkommen in Herrlichkeit, um uns zu sich zu holen. Amen.