12. Sonntag im Jahreskreis C 2025
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12. Sonntag im Jahreskreis 2025 C

Messtexte | Word-Dokument

Es gibt ein Kinderspiel, das lautet: „Wer bin ich?“ Bei diesem Spiel bekommt jeder einen Zettel vor die Stirn (auf den Kopf), auf dem steht eine berühmte Persönlichkeit, die er selbst nicht lesen kann. Wenn er an der Reihe ist, muss er durch Fragen, die man nur mit Ja und Nein beantworten kann, herausbekommen, welche Person auf dem Zettel steht.

Das heutige Evangelium erinnert ein bisschen an dieses Spiel, denn die Apostel müssen herausbekommen, wer Jesus ist. Zuerst aber fragt er sie, für wen die Leute ihn halten. Wer bin ich für die Leute? Die Antworten sind nicht schlecht. Jesus ist etwas Besonderes. Er ist ein Prophet: vielleicht Elija oder Johannes der Täufer. Sie zählen also Menschen auf, die die Leute beeindruckt haben. Jesus beeindruckt auch. Nun aber kommt die entscheidende Frage an die Apostel. Was meint denn ihr dazu? Seid ihr damit einverstanden? Bin ich für euch auch nur ein Prophet? Die Antwort des Petrus „Du bist der Messias Gottes“ wird im Lukasevangelium nicht kommentiert. Im Matthäusevangelium macht ihn Jesus dafür zum 1. Papst. „Du bist Petrus, der Fels, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen.“

Ich kann mich noch erinnern an meine Zeit im Gymnasium. Da haben sich einmal auch ein paar Schüler diese Frage gestellt: Wer ist Jesus? Und einer hat ungefähr so gesagt: Ich finde diesen Jesus wirklich einen großartigen Menschen, der die Leute damals sehr beeindruckt hat. Was dieser Mann damals alles gekonnt hat und gemacht hat!

Nun aber ist Jesus nicht ganz zufrieden mit dieser Antwort. Ist er nur ein besonderer Mensch, ein Prophet oder ist er mehr?

Nach der Verfolgungszeit der Christen, die mit dem Toleranzedikt 313 von Kaiser Konstantin endete, wurde diese theologische Frage sehr bald eine große Streitfrage, die auf dem Konzil von Nizäa 325 entschieden werden musste. Wer ist Jesus? Das war die Frage! Und dann gab es zwei Antworten. Ist er „homoousios“ oder „homoiousios“? Das eine Wort heißt „wesensgleich“ und das andere „wesensähnlich“. Und das ist ein großer Unterschied. Ist Jesus Gott ähnlich oder Gott gleich? Ist er ein besonderer Mensch oder ist er wirklich Gott gleich? Man stritt also um einen Buchstaben, um den Buchstaben „i“, um das griechische Jota „i“. Arius war der Vertreter dieser Irrlehre, dass Jesus nur Gott ähnlich war, und diese Irrlehre ist die gängigste in den 2000 Jahren Kirchengeschichte. Sie lebt oft verborgen in den Köpfen der Menschen. Jesus - Ja schon, aber nicht Gott. Kirche - Ja schon, aber die kann nicht von Gott gestiftet sein, sondern ist Menschenwerk.

Die meisten Menschen werden zu der Erkenntnis kommen, dass Jesus wirklich etwas Besonderes ist, aber dass er wirklich dem Wesen nach auch Gott ist, dazu braucht es den Glauben und das Bekenntnis des Petrus: Du bist der Christus Gottes, der Messias.

Dieses Bekenntnis braucht auch die Gnade Gottes. Im Matthäusevangelium sagt Jesus nämlich. „Nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel.“ Gott selbst wirkte in Petrus.

Und diese Frage „Für wen halten die Menschen den Menschensohn?“ spricht Jesus zu jedem von uns. Jeder muss sich entscheiden, wenn er wirklich ein Christ sein will. Glaubst du das? Er ist die zweite göttliche Person, die auf die Erde kam, um dich zu erlösen? Gott selbst hat sich so erniedrigt und ist für deine Sünden am Kreuz gestorben! Um das geht es! Es geht nicht um Selbsterlösung, wie es uns der Buddhismus und die Esoterik lehrt. Diese Lehren sagen: Du brauchst dich nur anstrengen, meditieren und dir selbst vergeben, dann wirst du ins ewige Nirwana eingehen können. Nein, wir brauchen einen Erlöser, einen göttlichen Erlöser, der uns die Schuld wegnimmt, der uns vergibt, sodass wir in die ewige Glückseligkeit wieder eingehen können. Wir selbst können uns nicht aus dem Schlamassel, aus dem Sündenpfuhl, herausholen. Das konnte nur Münchhausen mit seinen Lügengeschichten. Dieser Lügenbaron hat sich am Schopf gepackt und sich dadurch aus dem Sumpf mit seinem Pferd herausgezogen. Nein, das können wir nicht! Es braucht Jesus, den Messias Gottes, den Retter, auf den die Juden so sehnsuchtsvoll gewartet haben und der in Jesus zu uns gekommen ist. Bekennen auch wir uns dazu: Du bist der Messias Gottes. Wir glauben fest daran, und danken dir, dass du uns wieder die Möglichkeit gegeben hast, ins ewige Glück zu gelangen. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2025