19. Sonntag im Jahreskreis C 2025
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19. Sonntag im Jahreskreis 2025 C

Messtexte | Word-Dokument

„Wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz.“ – Dieses Wort Jesu aus dem heutigen Evangelium möchte ich mit Ihnen gemeinsam betrachten.

Wie reden Sie Ihren Ehepartner an? Ich kenne jemanden, der seine Frau liebevoll immer „Schatz“ nennt. Das gefällt mir. Es ist eine zärtliche, wertschätzende Anrede. Mir persönlich lieber als die tierischen Kosenamen, die ja oft im Laufe der Zeit eine gewisse Wandlung durchmachen: Aus „Mäuschen“ oder „Bienchen“ wird dann mit den Jahren vielleicht ein „Trampeltier“ oder „Kamel“...

Aber zurück zum Schatz: Wer jemanden „Schatz“ nennt, der drückt damit aus, dass ihm dieser Mensch unendlich wertvoll ist. Wer einen Schatz besitzt, passt gut darauf auf. Er schützt ihn, er bewahrt ihn, er denkt an ihn. In einem Gleichnis spricht Jesus von einem Mann, der einen Schatz im Acker findet – und alles verkauft, um diesen Acker zu kaufen. Der Schatz ist ihm das Wertvollste, das er haben kann.

„Wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.“ Das ist mehr als ein schöner Spruch. Es ist eine tiefe Wahrheit über unser Menschsein. Unser Herz hängt sich an das, was uns wichtig ist – bewusst oder unbewusst. Wir denken oft daran.

Wir Katholiken haben einen einzigartigen, unvergleichlichen Schatz: Jesus Christus selbst, gegenwärtig in der heiligsten Eucharistie. Er ist nicht bloß ein Symbol, nicht bloß eine Erinnerung. Er ist wirklich da. Er hat uns nicht allein zurückgelassen. Er hat uns sich selbst geschenkt – und dieser Schatz wird im Tabernakel bewahrt.

Und noch mehr: Er gibt sich uns zur Speise. Wir dürfen ihn in der heiligen Kommunion empfangen. Der Schatz kommt in unser Herz. Und so wird wahr, was Jesus sagt: „Wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz.“

Fragen wir uns ehrlich: Wo ist mein Herz? Wo bin ich innerlich oft während des Tages? Woran denke ich? Worüber freue ich mich, worüber ärgere ich mich? Ist Jesus in meinem Herzen gegenwärtig – nicht nur für ein paar Minuten am Sonntag, sondern auch im Alltag?

Selig ist der Mensch, der diesen Schatz erkannt hat. Selig, wer sein Herz an diesen Schatz hängt. Denn nichts ist trauriger als ein Herz, das für die Liebe geschaffen wurde – und doch leer bleibt. Nichts ist trauriger als ein Herz, das nicht lieben kann, weil es die wahre Liebe, Gott selbst, nicht gefunden hat.

Der Mensch ist fähig zu lieben – Maschinen sind es nicht. Eine Maschine kann funktionieren, aber sie hat kein Herz, keine Sehnsucht, keine Bindung. Der Mensch dagegen kann sich ganz hingeben – mit Herzblut, mit Leidenschaft, mit Liebe.

Aber Achtung: Nicht alles, was wir für einen Schatz halten, ist es auch in den Augen Gottes. Es gibt falsche Schätze. Wenn der Reichtum dazu führt, dass wir den Armen übersehen, verliert er seinen Wert. Wenn ein Hobby – so schön es auch sein mag – uns von Gott trennt, wird es zur Gefahr. Ein einfaches Beispiel: Wer gerne angelt, darf das ruhig tun. Aber wenn ich deshalb am Sonntag deswegen keine Zeit mehr habe und nicht mehr zur Messe gehe, dann wird das Hobby zum Hindernis auf dem Weg zu Gott.

Auch Familie und Partnerschaft – so wichtig und wertvoll sie sind – dürfen nicht zum Götzen werden. Wenn ich zum Beispiel das Beten aufgebe, nur weil mein Ehepartner es nicht will, dann gebe ich einen höheren Schatz für einen geringeren auf.

Gott verlangt nicht, dass wir unsere irdischen Schätze verachten – aber wir sollen sie ordnen. Alle unsere Lieben, unsere Talente, unsere Interessen – sie sollen dem einen großen Ziel dienen: dem Himmelreich.

Es ist der wahre Schatz, der ewig bleibt. Alles andere vergeht. Deshalb ruft Jesus uns auf, unser Herz am richtigen Ort zu verankern – bei ihm.

„Sammelt euch Schätze im Himmel!“ – sagt Jesus. Möge unser ganzes Leben auf diesen Schatz ausgerichtet sein. Möge unser Herz immer bei Jesus sein. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2025