3. Sonntag im Jahreskreis C 2025
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Die katholische Predigtsammlung von Pfarrer Poschenrieder
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3. Sonntag im Jahreskreis 2025 C

Messtexte | Word-Dokument

Heute begegnen wir Jesus in seiner Heimatstadt Nazareth, kurz nach dem Beginn seines öffentlichen Wirkens. Er kehrt nach Galiläa zurück, erfüllt von der Kraft des Geistes. Bei seiner Taufe im Jordan hat der Vater ihn als seinen geliebten Sohn offenbart, und nun beginnt er, das Reich Gottes zu verkünden.

Viele von Ihnen wissen, was eine Primiz ist: Es ist das erste feierliche Auftreten eines neugeweihten Priesters in seiner Heimatgemeinde. Der Priester kehrt als Geweihter an den Ort seiner Kindheit zurück, um dort mit den Gläubigen seine erste heilige Messe zu feiern.

Seit dem 1. Oktober haben wir auch einen Neupriester als Kaplan bei uns. Luca Fian hat bereits in einigen Pfarren Nachprimiz gefeiert, die gut besucht waren, weil man dort den begehrten Primizsegen empfangen konnte. (In Zell hat sie bereits stattgefunden, in Konradsheim gibt es jetzt auch schon einen Termin.) Man ist gespannt, was er in der Predigt sagen wird.

In gewisser Weise ist Jesus im heutigen Evangelium ebenfalls nach Hause zurückgekehrt. Er feiert zwar nicht die heilige Messe, aber es ist sein erstes öffentliches Auftreten in Nazareth nach seiner Taufe, nach seiner Sendung und nach seinem ersten Wunder bei der Hochzeit zu Kana. So wie ein Priester durch die Weihe einen Sendungsauftrag von der Kirche erhält, so empfing Jesus seine Sendung von Gott, dem Vater, bei der Taufe im Jordan.

Nun hält Jesus seine „Primizpredigt“ in der Synagoge von Nazareth. Die Menschen sind gespannt: Was wird er uns sagen? Welche Botschaft bringt er mit? Wird er als einer von ihnen sprechen oder als jemand Besonderes?

Als er aufsteht, um aus der Schrift vorzulesen, reicht man ihm das Buch des Propheten Jesaja. Er schlägt es auf. Es scheint zufällig zu sein, doch es ist natürlich vom Heiligen Geist geführt. Er findet eine Stelle, die für ihn selbst von zentraler Bedeutung ist:

„Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn er hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, um den Armen die frohe Botschaft zu bringen, den Gefangenen die Befreiung zu verkünden, den Blinden das Augenlicht zu schenken, die Unterdrückten in Freiheit zu setzen und ein Gnadenjahr des Herrn auszurufen.“ (Jes 61,1)

Dann schließt er das Buch, gibt es dem Synagogendiener zurück und setzt sich. Alle Augen sind auf ihn gerichtet. In diesem Moment spricht er die entscheidenden Worte: „Heute hat sich dieses Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt.“

Diese Aussage ist revolutionär! Jesus beansprucht, derjenige zu sein, auf den diese Prophezeiung hinweist – der Messias, der Gesalbte Gottes. Die Menschen von Nazareth sind verblüfft. Sie kennen ihn doch als den Sohn Josefs, als einen von ihnen! Wie kann er diese Worte auf sich selbst beziehen?

Erinnern wir uns an eigene Erfahrungen: Wie oft begegnen wir Menschen, die wir seit Jahren kennen, und sind überrascht, wenn sie sich verändert haben? Vielleicht haben wir anfangs Zweifel oder gar Vorbehalte. So ging es auch den Leuten in Nazareth. Doch ihr Zweifel wurde leider zur Ablehnung. Sie konnten nicht glauben, dass Jesus wirklich der von Gott Gesandte war. Und weil sie nicht glaubten, konnte er dort nur wenige Wunder wirken.

Diese Szene aus dem Evangelium passt auch sehr gut zum Heiligen Jahr 2025, das Papst Franziskus ausgerufen hat. Der Prophet Jesaja ruft ein Gnadenjahr aus! Heute hat sich das erfüllt, haben wir gehört. Bei uns hat es sich auch in besonderer Weise erfüllt! Die Pfarrkirche Waidhofen ist vom Bischof zu einer der 13 Jubiläumskirchen ernannt worden. Ein Heiliges Jahr ist ein besonderes Gnadenjahr, das wir nutzen sollen! Wer nicht nach Rom fahren kann, ist eingeladen, zu diesen 13 Jubiläumskirchen zu pilgern. Nehmen Sie sich ein Pilgerarmband mit! In Waidhofen finden Sie den Buchstaben „G“. Alle Buchstaben ergeben das Wort „Heiliges Jahr 2025“!

Sie hören den Ruf der Kirche in diesem Jahr zur Umkehr und zur Erneuerung. Es gibt überall die Möglichkeit zur heiligen Beichte. Gott, der barmherzige Vater, steht mit ausgebreiteten Händen da und erwartet uns.

Wenn wir ihm vertrauen, wenn wir uns seiner Frohbotschaft öffnen und unser Herz weiten, dann wird er bei uns Großes tun. Er wird uns seine große Barmherzigkeit spüren lassen und uns den inneren Frieden schenken. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2025