33. Sonntag im Jahreskreis C 2025
www. Predigtdienst.net
Die katholische Predigtsammlung von Pfarrer Poschenrieder
Navigation

33. Sonntag im Jahreskreis 2025 C

Messtexte | Word-Dokument

Wir feiern heute den Elisabethsonntag, und in dieser Woche haben wir auch das Fest des heiligen Martin begangen – beides Heilige, die uns in besonderer Weise das Gebot der Nächstenliebe vor Augen stellen.

Was verbindet den heiligen Martin und die heilige Elisabeth?

Es ist ganz einfach: Sie haben das Liebesgebot gelebt.

Die Liebe zu Gott, die in ihren Herzen brannte, drängte sie dazu, diese Liebe weiterzugeben – ganz konkret an die Menschen, die ihnen begegneten.

Von beiden Heiligen ist uns eine besonders bekannte Begebenheit überliefert:

Der heilige Martin teilte seinen Mantel mit einem Bettler.

Die heilige Elisabeth wollte den Armen Brot bringen – und als ihr Mann sie zur Rede stellte, waren in ihrem Korb nur noch Rosen.

Diese Bilder sprechen bis heute zu uns. Sie zeigen, wie die Liebe wirkt: Wo echte Liebe ist, da verwandelt sich selbst das Alltägliche in etwas Wunderbares.

Die Nächstenliebe ist uns von Gott selbst aufgetragen.

Immer wieder hören wir in der Heiligen Schrift:

„Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“

„Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander, wie ich euch geliebt habe.“

„Wer Gott liebt, muss auch seinen Bruder lieben.“

Die Heiligen haben diese Worte nicht nur gehört – sie haben sie gelebt.

Ein schönes Beispiel finden wir auch bei der heiligen Katharina von Siena.

Ein Bettler bat sie eines Tages um eine Gabe, doch sie hatte nichts bei sich. Da sagte der Bettler: „Dann gebt mir doch euren Mantel.“ Und Katharina tat es tatsächlich. Als man sie später fragte, wie sie so etwas habe tun können, antwortete sie schlicht: „Ich bin lieber ohne Mantel als ohne Liebe.“

Katharina hat auch einen tiefen Vergleich gebraucht: Wenn man ein Gefäß mit Wasser aus einem Brunnen füllt und es dann wegnimmt, wird es bald leer sein. Wenn man es aber im Brunnen belässt und daraus trinkt, bleibt es immer voll.

So ist es auch mit der Liebe: Nur wer den Nächsten in Gott liebt, dessen Herz bleibt voll.

Wer nur aus eigener Kraft liebt, wird irgendwann müde und leer. Doch wer aus der Quelle der göttlichen Liebe schöpft, wird immer wieder erneuert.

Denn – wie es im Johannesevangelium heißt – „Gott ist die Liebe“, und „wir können lieben, weil er uns zuerst geliebt hat.“

Ein lebendiges Beispiel dafür ist die heilige Mutter Teresa von Kalkutta.

Sie hat unzähligen Armen geholfen, aber sie hat nie vergessen zu betonen: „Ohne Gebet, ohne die tägliche Verbindung mit Gott, ist das unmöglich.“ Jeden Morgen begannen sie und ihre Schwestern mit einer Stunde Anbetung. Dort schöpften sie die Kraft, den oft schweren Alltag zu bestehen, den Elenden mit Liebe zu begegnen, ohne zu verzweifeln – und Gottes Liebe in die dunkelsten Orte zu tragen.

Ein Mann sagte einmal zu Mutter Teresa: „Ich würde diese Arbeit nicht einmal für eine Million Euro tun.“ Und sie antwortete lächelnd: „Ich auch nicht.“ Denn wahre Liebe erwartet keinen Lohn. Echte Nächstenliebe gibt – einfach, weil sie liebt. Und wer so liebt, ist schon jetzt reich beschenkt: mit innerem Frieden, mit Freude, mit einem Herzen, das erfüllt ist.

Der Lohn dieser Liebe ist nicht materiell. Er zeigt sich hier auf Erden in Zufriedenheit und Herzensfreude – und einst, in der Ewigkeit, in der vollkommenen Glückseligkeit bei Gott. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2025