4. Sonntag im Jahreskreis C 2025
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4. Sonntag im Jahreskreis 2025 C

Messtexte | Word-Dokument

Nicht oft fällt der 2. Februar auf einen Sonntag, sodass die Texte des 4. Sonntages im Jahreskreis durch das Fest der Darstellung des Herrn verdrängt werden – besser bekannt als Maria Lichtmess.

An diesem Tag ist es Tradition, Kerzen zu segnen und mit brennenden Kerzen durch die Kirche zu gehen. Dieses Licht ist ein Zeichen für Christus, der als Licht der Welt in unsere Dunkelheit gekommen ist. In dieser Predigt möchte ich mit Ihnen drei Gedanken dazu betrachten: 1. Jesus ist das Licht der Welt. 2. Der Tempel als Ort der Gottesbegegnung. 3. Maria als Vorbild im Glauben und Gehorsam.

1. Jesus ist das Licht der Welt. Im Evangelium haben wir das Gebet des greisen Simeon gehört, der das Jesuskind in seine Arme nahm und über ihn sprach: Er ist das Licht, das die Heiden erleuchtet. Später wird Jesus als Erwachsener diese Wahrheit selbst bekennen: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht in der Finsternis wandeln, sondern das Licht des Lebens haben.“ (Joh 8,12) Licht vertreibt die Finsternis. Sobald man ein Licht anzündet, weicht die Dunkelheit. So ist auch Jesus in eine dunkle Welt gekommen, um den Menschen Orientierung und Hoffnung zu geben. Und er ist nicht nur das Licht für das Volk Israel, sondern für alle Völker, für die ganze Welt.

Schon bei seiner Geburt in Bethlehem zeigt sich dies: Die Weisen aus dem Morgenland, die Nichtjuden, werden durch einen Stern, ein Licht, zu Jesus geführt. Vom Stall in Bethlehem geht bereits ein Licht aus. Das Licht der Welt hat das Licht der Welt erblickt.

2. Der Tempel als Ort der Gottesbegegnung. Maria und Josef bringen Jesus in den Tempel, das zentrale Gotteshaus der Juden. Dort begegnen sie Simeon und Hanna, zwei frommen Menschen, die ihr Leben in Gebet und Erwartung auf den Messias verbracht haben. Der Tempel ist der Ort, an dem Menschen mit Gott in Kontakt treten.

Auch wir haben solche Orte: unsere Kirchen. Hier versammeln wir uns, um die Heilige Messe zu feiern, zu beten und Gott zu begegnen. Die Kirche ist das Haus Gottes, der besondere Raum, in dem wir ihm nahe sein können.

Für eine jüdische Mutter war es Pflicht, ihr Kind im Tempel darzubringen und das vorgeschriebene Opfer zu bringen. Und hier geschieht etwas Großartiges: Mit Jesus betritt Gott selbst seinen Tempel. Der Allmächtige, der sich in seinem eigenen Gesetz offenbart hat, unterwirft sich nun freiwillig diesen Vorschriften. Der Erstgeborene wird Gott geweiht, und das Opfer – ein paar Turteltauben oder zwei junge Tauben – wird für ihn dargebracht. Ein berührendes Bild: Gott selbst wird im Tempel Gott dargebracht.

3. Maria ist ein großes Vorbild im Glauben und Gehorsam. Sie nimmt die Gebote Gottes ernst und erfüllt sie treu. Sie wartet geduldig, bis sich die Zeit der vorgeschriebenen Reinigung erfüllt, und bringt dann ihren Erstgeborenen in den Tempel, um ihn Gott darzubringen.

Simeon spricht dabei die prophetischen Worte: „Ein Schwert wird deine Seele durchdringen.“ Diese Worte deuten bereits auf das Leid hin, das Maria nicht erspart bleiben wird. Sie hat es schon bei der Geburt ihres Sohnes in einem armen Stall erlebt. Bald wird die Flucht nach Ägypten folgen und schließlich das tiefste Leid: das Stehen unter dem Kreuz. Doch Maria nimmt alles im Glauben an. Sie bleibt standhaft, ihr Vertrauen auf Gott wankt nicht. Ihr Gehorsam gegenüber Gottes Willen ist vorbildlich.

Mir geschehe, wie du gesagt hast. Diese Worte, die sie bei der Verkündigung des Engels sprach, erneuert sie immer wieder durch ihr Leben. Sie zeigt uns, was es bedeutet, Gott zu vertrauen und seinen Willen anzunehmen.

Auch wir können Maria als Vorbild nehmen. Wir können Kraft aus der Begegnung mit Gott in der Kirche schöpfen und das Licht Christi, das uns erleuchtet, in die Welt hinaustragen. Wie können wir Licht sein? Immer dann, wenn wir ein gutes Wort sagen, wenn wir einsamen oder bedürftigen Menschen helfen, wenn wir anderen verzeihen und vergeben oder für andere beten, dann strahlen wir das Licht Christi in diese Welt aus.

Möge Christus, das Licht der Welt, uns erfüllen und uns fähig machen, sein Licht weiterzugeben. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2025