7. Sonntag im Jahreskreis 2025 C
Messtexte | Word-Dokument
Vielleicht kennen einige von Ihnen den Film „Im Wendekreis des Kreuzes.“ Er spielt im Zweiten Weltkrieg, als Italien 1943 von deutschen Truppen besetzt war. In Rom versuchte der Monsignore O’Flaherty, viele Juden vor der Gestapo zu retten. Sein erbitterter Gegner war der Leiter der Gestapo, Obersturmbannführer Kappler. Der Priester lebte in ständiger Gefahr, verhaftet zu werden. Doch nach der alliierten Landung in Italien wendete sich das Blatt – nun war Kappler in Bedrängnis.
Als seine Lage aussichtslos erscheint, bittet er um ein geheimes Treffen mit seinem Feind, dem Priester. In dieser Begegnung stellt er eine herausfordernde Frage: „Sie sagen, dass Sie an keinen Bettler oder lahmen Hund vorübergehen und sich verpflichtet fühlen, jedem zu helfen, der in Not ist. Ist das wahr?“ – „Ja.“ – „Sie leben brüderliche Liebe und Vergebung?“ – „Ja.“ Dann bittet Kappler darum, wenigstens seine Frau und Kinder zu retten. Der Priester ist empört und reagiert mit Wut: „Sie meinen, Sie haben ein Recht auf Vergebung?“ Wütend verlässt er das Treffen und ruft ihm im Zorn zu: „Eher sehen wir uns in der Hölle!“ Daraufhin schreit Kappler ihm nach: „Sie sind um nichts besser als die anderen! Ihre großen Worte von Vergebung, Barmherzigkeit und Menschlichkeit sind Lügen! Erzählen Sie mir nichts von Ihrem Gott!“
Doch später erfährt Kappler von den Alliierten, dass der Priester seine Frau und Kinder heimlich in die Schweiz gebracht hat. Als die Alliierten wissen wollen, wie das geschehen konnte, antwortet Kappler nur: „Ich weiß es nicht.“
Der Priester hat sich überwunden und wahre Feindesliebe gezeigt. Kappler wurde zu lebenslanger Haft verurteilt – und sein einziger Besucher war jeden Monat eben jener Priester. 1959 ließ sich Kappler von ihm taufen und trat zum katholischen Glauben über.
Diese Geschichte ist ein kraftvolles Beispiel für das, was Jesus im heutigen Evangelium von uns verlangt: die Feindesliebe. Sie ist eine der größten Herausforderungen unseres Glaubens. Denn sie widerspricht unserem natürlichen Denken. Im Alten Testament galt noch das Prinzip „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ – ein scheinbar gerechtes Prinzip. Doch Jesus fordert etwas radikal anderes. Er gibt uns sieben konkrete Anweisungen zur Feindesliebe:
1. „Tut denen Gutes, die euch hassen.“ Es reicht nicht, den Feind nur zu ertragen. Wir sollen aktiv Gutes tun.
2. „Segnet, die euch verfluchen.“ Wer verflucht wird, soll nicht mit Hass reagieren, sondern segnen. So wird der Teufelskreis der Feindschaft durchbrochen.
3. „Betet für die, die euch misshandeln.“ Das ist die christliche Antwort auf Leid und Ungerechtigkeit. Jesus selbst betete am Kreuz für seine Feinde: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“
4. „Dem, der dich auf die eine Wange schlägt, halt auch die andere hin.“ Dies bedeutet nicht, sich alles gefallen zu lassen, sondern bewusst auf Vergeltung zu verzichten.
5. „Dem, der dir den Mantel wegnimmt, lass auch das Hemd.“ Diese Haltung mutet seltsam an, doch sie zeigt: Besitz ist nicht das Wichtigste.
6. „Gib jedem, der dich bittet.“ Auch dem Feind! Die einzige Bedingung: Er muss bitten. Vielleicht tröstet es uns, dass nicht jeder Feind von sich aus um Hilfe bittet.
7. „Wenn dir jemand etwas wegnimmt, verlang es nicht zurück.“ Es soll uns nicht nur um unser Recht gehen, sondern um das Heil der anderen.
Diese Gebote erscheinen unmöglich. Doch sie sind der Weg zu einer Liebe, die nicht aus menschlicher Kraft stammt, sondern aus der Gnade Gottes. Jesus verspricht uns: „Euer Lohn wird groß sein.“ Bitten wir ihn um die Kraft, diesen Weg der Feindesliebe zu gehen. Amen.