7. Ostersonntag 2025 C
Messtexte | Word-Dokument
In der heutigen ersten Lesung und im Evangelium begegnen wir dem Gebet – und zwar in zwei besonders eindrucksvollen Formen: Der heilige Stephanus betet für seine Feinde, während er gesteinigt wird. Und Jesus betet im Abendmahlssaal für die Einheit seiner Jünger – am Tag vor seinem Kreuzestod. Beide Gebete entstehen in extremen Situationen: kurz vor dem Sterben. Jesus betet übrigens auch am Kreuz für seine Feinde: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“
Beide Gebete – das Gebet für die Feinde und das Gebet um Einheit – sind Bittgebete. Und über das Bittgebet möchte ich heute deswegen sprechen.
Wir kennen verschiedene Formen des Gebets: das Dankgebet, das Lobgebet, die Anbetung – aber das Bittgebet ist eine besonders vertraute und menschliche Form, vielleicht sogar die einfachste Form des Betens, denn jeder von uns hat Anliegen und Wünsche. Immer wieder fordert uns die Heilige Schrift auf, zu bitten – ja, eindringlich zu bitten. Jesus selbst lehrt uns das Vaterunser – ein Gebet, das aus sieben Bitten besteht.
Doch nicht jede Bitte ist gleich. Was dürfen wir von Gott erbitten? Und wie sollen wir bitten?
1. Unbedingt das Himmlische – ohne Einschränkung!
Zuerst sollen wir vor allem das Himmlische erbitten – und das wirklich ohne jede Einschränkung. Wir dürfen und sollen um Vergebung der Sünden bitten, um Gottes Gnade, um das ewige Leben. Auch die beiden Gebete, die uns heute in der Lesung und im Evangelium begegnen – das Gebet um Einheit und das Gebet für die Feinde – gehören in diese Kategorie.
2. Das Zeitliche nur bedingt – nämlich mit Maß und Zusatz
Dieses Bitten um zeitliche Güter: Gesundheit, Erfolg, gutes Wetter dürfen wir äußern, aber immer mit einem Zusatz: „Wenn es dein Wille ist.“ Bei den Bitttagen vor Christi Himmelfahrt baten wir z. B. um gedeihliches Wetter. Unsere Bitte muss auch mit Maß ausgesprochen werden. Ein Beispiel: Ein Junge bat den heiligen Don Bosco einmal um 100 kg Mandelkuchen. Hier ist das Maß „ein wenig“ überschritten. Ein anderer – Dominikus Savio – bat vernünftiger: „Helfen Sie mir, heilig zu werden.“ Das Himmlische ist immer vorrangig.
3. Unerlaubte Bitten – die nicht zu Gott passen
Schließlich gibt es auch Bitten, die Unrecht sind, die ich nicht aussprechen darf und nicht zu einem echten, guten Bittgebet gehören. Bitten um Dinge, die gegen Gottes Gebote verstoßen – etwa der Wunsch, dass ein Banküberfall gelingen möge – sind keine Gebete, sondern Missbrauch des Gebets.
Gott will, dass wir gut bitten. Und er hört jedes Gebet – aber er erhört nicht jedes. In der Heiligen Schrift finden wir über 600 Stellen, in denen Gott ein Gebet erhört. Und dennoch kennen wir alle Situationen, in denen unsere Bitte scheinbar unbeantwortet bleibt. Warum?
1. Gott prüft die Bitte. Gott sieht, was wir nicht sehen. Jemand bittet um Gesundheit – aber Gott weiß, dass dieser Mensch durch die Krankheit dem Himmel näherkommt. Vielleicht würde ihn Gesundheit von Gott entfernen. Vielleicht würde er dann sogar ganz aufhören zu beten. Deshalb erhört Gott manchmal unsere Bitten nicht – zu unserem Besten.
2. Gott prüft den Beter. Auch wir selbst machen Unterschiede, wem wir etwas geben. Wenn ein Alkoholkranker um Geld bittet, geben wir nicht einfach. Gott sieht nicht auf Kleidung oder Titel, aber er sieht das Herz. Kommt jemand in die Kirche, murmelt hastig eine Bitte herunter und ist sofort wieder weg – ohne Andacht, ohne Liebe – dann ist das kein echtes Gebet. Der demütige Zöllner aber, der mit zerknirschtem Herzen betet, wird erhört.
3. Gott prüft die Art des Gebets. „Der Ton macht die Musik“ – das gilt auch beim Beten. Wer fordernd und herrisch betet, wer meint, ein Recht auf Erhörung zu haben, hat nicht die richtige Einstellung zum Gebet. Wenn wir selbst nicht mit Ernst und innerer Sammlung beten, wenn wir uns keine Zeit nehmen – dann kann es sein, dass die Bitte ins Leere geht.
Wie sollen wir also beten? Ein einfaches ABC des Bittgebets: A für Andächtig, B für Beharrlich, C für mit christlichem Vertrauen. Und wer möchte, kann noch ergänzen: D für Demütig und E für mit Ergebung in Gottes Willen.
Ein Arzt misst beim Patienten als erstes den Puls – das zeigt, wie es um ihn steht. Beim Christen ist das Gebet der geistliche Puls. Betet ein Mensch regelmäßig – oder ist kein Pulsschlag mehr zu spüren? Ist das Gebet nur noch gelegentlich – bei Krankheit oder in Not? Ist der Puls matt und schwach – wie das unandächtige Gebet?
Das Gebet um Einheit und das Gebet der Feindesliebe sind besonders kostbare, „hochwertige“ Gebete. Wir können von ihnen lernen – und unser eigenes Bittgebet immer weiter vertiefen. Amen.