Taufe des Herrn 2025
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Taufe des Herrn 2025 C

Messtexte | Word-Dokument

Wenn ich Sie frage, ob Sie Ihren Personalausweis dabeihaben, würden viele von Ihnen vermutlich sagen: „Warum? Ich brauche ihn hier nicht.“ Natürlich, den Personalausweis benötigt man eher im Urlaub, bei Behördengängen oder bei einer Wahl.

Frage ich Sie nach Ihrem Führerschein, werden einige von Ihnen antworten: „Ja, ich bin mit dem Auto hierhergekommen.“ Andere, die zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sind, werden vielleicht entgegnen: „Warum? Ich brauche ihn doch heute nicht.“

Aber was wäre, wenn ich Sie frage, ob Sie Ihren Taufschein dabeihaben? Schließlich sind wir in der Kirche, und der Taufschein ist der Nachweis, dass Sie zur katholischen Kirche gehören. Vermutlich würden Sie mich verwundert anschauen. Mit ziemlicher Sicherheit trägt keiner von uns einen Taufschein mit sich. Und das ist auch verständlich. Wir brauchen ihn nicht jeden Tag – weder für den Gottesdienst noch für unser Leben als Christen. Er wird nur zu besonderen Anlässen benötigt, etwa bei einer Hochzeit, einer Firmung oder manchmal bei anderen kirchlichen Formalitäten.

Doch der Taufschein hat eine tiefere Bedeutung, die über den bloßen Nachweis hinausgeht. Er erinnert uns daran, dass wir Kinder Gottes sind. Die Taufe macht uns zu Erben seines Reiches und schenkt uns viele Gnaden.

Doch, liebe Brüder und Schwestern, der Taufschein allein ist keine Eintrittskarte in den Himmel. Es können ungetaufte Menschen in den Himmel kommen, und zugleich können getaufte Christen ihr Ziel verfehlen, wenn sie die Liebe zu Gott und zum Nächsten nicht leben. Insofern ist der Taufschein kein Freibrief, sondern eine Einladung und Verpflichtung, unser Leben nach den Geboten Gottes auszurichten.

Der Vergleich mit einem Personalausweis ist hilfreich: Dieser bestätigt unsere Staatsbürgerschaft und bringt Rechte, aber auch Pflichten mit sich. So ist es auch mit der Taufe. Sie befähigt uns, die Sakramente zu empfangen – die Firmung, die Eucharistie –, verpflichtet uns aber auch, uns zu bemühen, im Glauben zu wachsen und die Gebote Gottes zu halten.

Ein Personalausweis enthält bestimmte Angaben: Name, Wohnort, Unterschrift und Ablaufdatum. Beim Taufschein ist es ähnlich, aber er hat kein Ablaufdatum. Doch die Taufe, die er bezeugt, sollte immer wieder erneuert und bewusst gemacht werden, insbesondere durch die jährliche Erneuerung des Taufversprechens in der Osternacht. Der Taufschein nennt Namen, das Taufdatum, den Taufpriester und die Taufpfarrei.

Anders als ein Personalausweis kann ein Taufschein jedoch nicht geändert werden. Wenn ich eine neue Staatsbürgerschaft bekomme, dann kann die alte Staatsbürgerschaft erlöschen. Bei der Taufe ist das anders. Wenn ich eine andere Religion annehme, bleibe ich dennoch getauft. Denn die Taufe hinterlässt keine äußeren Spuren, sondern prägt uns unauslöschlich in unserem innersten Wesen. Es ist Gott allein, der sieht und weiß, ob wir getauft sind. Er hat uns damit zu Kindern Gottes gemacht.

Wenn wir den christlichen Glauben leben, entsprechen wir der Taufe. Wenn wir uns von ihm abwenden, sehen das vielleicht fremde Menschen, wenn sie unseren Lebensstil betrachten und meinen, wir seien nicht getauft. Doch dieses unauslöschliche Merkmal bleibt, und Gott sieht und weiß alles. Er weiß, dass wir die Taufe empfangen haben.

Am heutigen Fest der Taufe des Herrn erinnert uns das Evangelium an die Taufe Jesu durch Johannes. Johannes rief die Menschen zur Umkehr auf, als Vorbereitung auf den, der größer ist als er: Jesus Christus, der mit dem Heiligen Geist tauft. Die Taufe Jesu ist der Beginn seines öffentlichen Wirkens und ein Beispiel für uns. Sie zeigt, wie wichtig es ist, Gottes Ruf nicht nur zu hören, sondern auch anzunehmen und unser Leben auf ihn auszurichten, damit alle Menschen erkennen können, wer getauft ist, weil diese Personen nach den Geboten Gottes leben. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2025